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-s3-4^> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <^=^
Prater«, »Theaterloge« u. a. von Josef Engelhart,
Rudolf Jettmar's allegorisch-phantastische Schöpfungen
»Sturm und Krieg«, in Auffassung und Kolorit
gleich eigenartig. Auch Anton Nowak (sonniges
Stadtbild von Znaim), Otto Friedrich (»Eitelkeit«),
Ferdinand Andri (Bauernbilder), Ferdinand
Schmutzer (radierte Bildnisse seiner Mutter und
des Bürgermeisters Dr. Lueger) sind vortrefflich
vertreten. Als das bedeutendste plastische Werk
erscheint die »Schmachtende« von Hugo Kühnelt
. In der Gruppe der Secession ragen Gustav
Klimt, Wilhelm List und Karl Moll hervor
, ferner Karl Fahringer (Kopf einer alten
Frau) und Theodor von Hörmann (Blühender
Baum). Weiter folgt ein Zimmer mit Gold- und
Silberarbeiten aus den Wiener Werkstätten, die den
einfachen und raffinierten modischen Geschmack
zeigen; der im gleichen Stil mit auserlesenem Geschmack
vorgerichtete Raum rührt von Professor
Hofmann her. In den beiden letzten Sälen finden
wir u. a. vortreffliche Bildnisse von John Quincy
Adams, Philipp Läszlö und Wilhelm Victor
Krauss, einen kecken zigarettenrauchenden Gassenjungen
von Hans Larvin, stofflich interessante
Historienbilder (besonders Paolo und Francesca da
Rimini; von Julius Schmidt, zwei Brahms-Zlmmer
von Anton Nowak u. a. Ganz vorzüglich ist dann
der Altwiener Saal, zu dem in dankenswerter Weise der
Besitzer der Sammlung Eißler, die Stadtgemeinde
und das österreichische Kultusministerium (aus der
Wiener Galerie) beigesteuert haben. Rudolf von
Alt, Moriz von Schwind, Makart, Robert
Waldmüller, Pettenkofer, Sauermann, Dann-
hauser, Eibl u. a. sind hier in ausgezeichneter
Weise vertreten. So macht diese vorzügliche Ausstellung
sowohl der Wiener Kunst wie der Galerie
Ernst Arnold volle Ehre.
pRANKFURT a. M. Im Kunstverein ist die dies-
*■ jährige Jahresausstellung der Frankfurter Künstler
eröffnet worden. Mit der Nennung eines Bildes
von Steinhausen und einer neueren, aus Privatbesitz
geliehenen Arbeit von Böhle ist der künstlerische
Inhalt der Ausstellung im wesentlichen erschöpft.
Im übrigen überwiegt auch in diesem Jahre das
Durchschnittsniveau und der pure Dilettantismus
derartig, daß man auch an den dünn gesäten besseren
Arbeiten keine rechte Freude haben kann.
Bei Schneider eine Kollektivausstellung von
Fantin - Latour, vornehmlich Blumenstücke und
das graphische Werk. Obwohl es sich zumeist nur
um Ueberreste aus der großen Fantin-Ausstellung
in der Ecole des beaux-arts handelt, enthält die Ausstellung
viel Gutes. Erstaunlich ist der finanzielle
Erfolg; es sind fast alle Bilder der Ausstellung
schon in den ersten Tagen an Frankfurter Sammler
verkauft worden! — Das Städelsche Kunstinstitut
hat mehrere erfreuliche Neuerwerbungen zu verzeichnen
. Vor allem ein hervorragendes Rubens-
Porträt (der sogen. Kaiser Matthias) aus der Sammlung
Kann, als Schenkung der in Frankfurt lebenden
Schwester Rudolf Kanns, die das Bild für das
Institut zurückgekauft hat. Ferner stifteten die
Erben des bekannten Sammlers E. G. May unter
anderem ein größeres Bild von Löfftz und ein
Hauptwerk von Peter Becker mit Staffage, von
Steinle eine große Landschaft mit dem Grafen
von Habsburg. Der Städelsche Museumsverein hat
eine besonders hervorragende Marine von Courbet
erworben aus der plötzlich zum Verkauf gekommenen
Sammlung van der Eeghen, die bis vor kurzem
den Hauptanziehungspunkt im Amsterdamer Stadtmuseum
bildete. g.
l/'ÖLN. Im Salon Schulte erschienen im Geleit
einiger älterer guter Bilder von H.Thoma die liebenswürdigen
Landschafts-Kollektionen von Luntz,
Strich-Chapell, Max Fritz und Meyer-Cassel;
sodann, mehr Malerei im engeren Sinne, die Werke
der Düsseldorfer O. Ackermann und W. Lucas;
namentlich ihre kleineren mehr skizzenhaften Bilder
sind zum Teil sehr frisch in Auffassung und Vortrag
. Einige Porträts von H. Behm wären sodann
zu nennen, und neuerdings die Kollektionen von
etwa 30 Werken, zumeist Bronzen, des in Paris
lebenden Russen Fürst P. Troubetzkoi; ungleich
diese im Wert, manchmal etwas kleinlich, allzu
genrehaft — altes Genre in moderner Technik -
aber dann auch sehr gut in der Bewegung beobachtete
kleine Gruppen von Menschen und Tieren. Die
Porträtstatuetten immer echt vornehm und aristokratisch
; außer den bekannten, wie »Tolstoi zu
Pferde« u. a., auch Werke wie die schöne Marmorstatuette
des »Schamhaften Modells« und namentlich,
alle anderen überragend, die ungemein lebendige
und edle Bronzestatuette des stehenden Rodin. —
Bei Lenobel gab es Landschafts-Kollektionen von
Kallmorgen, Hambuchen, Steppes. Und dann,
das Interessanteste: eine umfassende Kollektion des
graphischen oeuvre von F. Rops f, nicht nur die
bekannten, technisch immer vollendeten Blätter,
sondern auch, in einem besonderen Saale, über 60
sehr selten sichtbare, die satanischen Erotica, Ausgeburten
wildester, manchmal erschreckender Phantasie
auf dem Gebiete des Perversen und Grausigen.
— Im Kunstverein sah man unlängst Plastiken von
H. Rothe (Köln), Idealschöpfungen, Porträts usw.;
das schönste dieser Werke die reizvolle zierliche
Bronzefigur der >Badenden«, die man auf der
großen Ausstellung des vorigen Jahres schon sehen
konnte. Der Stuttgarter A. Faure war mit einigen
seiner bekannten Szenen von der Schmiere,
Clowns, Zirkusreiterinnen etc. vertreten, grotesk
wirkenden Szenen bei Lampenlicht, malerisch zuweilen
sehr schwierigen und interessant angefaßten
Problemen. Ferner wären zu nennen die flandrischen
Landschaften (zumal Brügge) von Nicolet
und die burlesken Zeichnungen (Exlibris etc.) des
Müncheners Zarth, der viele seiner Inspirationen
wohl bei Beardsley geholt hat. Das Schönste und
Wertvollste von allem, was man seit langer Zeit
an Landschaften in Köln sehen konnte, war die
Kollektion von 50 Gemälden des in Paris lebenden
Norwegers Diriks; geniale Impressionen von der
Meeresküste, aus dem Hochgebirge, den Fjorden
usw.; dann farbensprühende Gärtchen, intim und
stark, und so schön, daß man gern an Renoir sich
erinnern läßt. Fortlage
T EIPZIG. — Nach der üblichen Sommerpause er-
*^ öffnete der Kunstverein seine Räume wieder mit
einer großen MEUNiER-Ausstellung, die von der
Firma Keller & Reiner in Berlin vorbereitet und im
allgemeinen mit wenig Geschmack inszeniert war.
Namentlich die Seitenlichträume, wo Gemälde,
Skulpturen, Zeichnungen usw. kunterbunt untergebracht
waren, wirkten wie ein Kramladen, aber
nicht wie eine Kunstausstellung. Der Oberlichtsaal
mit dem »Denkmal der Arbeit« und einigen Riesengemälden
»Industrie«, »Schiffahrt«, > Bergwerkpräsentierte
sich gut und hätte jedenfalls den Eindruck
der Feierlichkeit noch gesteigert, wenn der blutige
Teppich auf den Gipsstufen lieber in der >guten
Stube« geblieben wäre. Constantin Meunier ist in
diesen Spalten schon so oft und ein ehend gewürdigt
worden, daß es sich für mich bei dieser Gelegenheit
erübrigt.
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