http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0211
VON AUSSTELLUNGEN NEUE KUNSTLITERATUR <^=^
DOM. Die nächstjährige Internationale Kunst-
ausstellung in Rom findet vom 10. Februar bis
15. Juni statt; der Müllerpreis, der zum Ankauf eines
oder mehrerer Oelbilder von reichsdeutschen Künstlern
dient, beträgt dieses Mal M. 13000. Die Anmeldungen
für die Ausstellung sind bis 5. Januar an die
Societä degli Amatori e Cultori di Belle Arti, Rom,
Via Nazionale, zu richten, die Einsendung der Werke
hat zwischen dem 10. und 20. Januar zu erfolgen. Wie
bekannt, gehen die aus der Müllerstiftung angekauften
Werke in den Besitz der Königlichen Nationalgalerie
in Berlin über.
l_IAGEN. Das Folkwangmuseum in Hagen i.Westf.
(Gründer und Besitzer K. E. Osthaus) zeigt
diesen Monat eine bemerkenswerte Kollektion von
17 Gemälden von Jul. graumann-München. Die
Porträts weisen neben großer Distinguiertheit der
Farbe einen freien breiten, teilweise fast zu kühnen
Strich auf ohne jedes Zugeständnis an falsche Schönmalerei
. Das beste Stück darunter dürfte ein Bildnis
eines »Knaben mit Spielzeug« sein, das zugleich
als Komposition sehr wohlgeraten
ist. Von den Figurenbildern
, die meist dem Dachauer
Volksleben entnommen
sind, interessieren besonders
die »Strickende Dachauerin« —
zugleich ein tüchtiges Interieur
— und »Die Fahnennäherin«
durch schöne Tonigkeit und unbedingte
Sicherheit in den Va-
leurs. Ein Stilleben (»Kinderspielzeug
«) zeigt in der Anordnung
zudem einen freundlichen
Humor. -m-
CCHWERIN. Das Großher-
^ zogliche Museum erwarb
zwei Terrakotta-Modelle Ber-
ninis: »Der Zeitgott, welcher
die Wahrheit enthüllt« und »Venus
findet den toten Adonis«.
Der Direktor des Museums, Dr.
ErnstSteinmann, publiziert über
diese beiden Werke im Münchener
Jahrbuch der bildenden
Kunst eine interessante Studie,
die jetzt auch bei Georg D. W.
Callwey in München als Sonderabdruck
erschienen ist.
NEUE KUNSTLITERATUR
Dr.Julius Kurth. Utamaro
. Mit 45 bunten und schwarzen
Tafeln und Abbildungen.
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1907.
XIII und 390 S. gr. 8° 30 M.
Dieses fleißige, mit warmblütiger
Begeisterung geschriebene
Werk wird Utamaro, dem
liebenswürdigsten unter den japanischen
Künstlern, viel neue
Freunde gewinnen; die fünf farbigen
Nachbildungen, deren eine
das wunderbare Faksimile eines
Teehausmädchens in Vorder-
und Rückansicht bietet, ermöglichen
es, sich von der Darstellungsart
dieses Meisters ein edmund hellmer
gutes Bild zu machen. Gehören
doch seine Blätter zu den gesuchtesten und am höchsten
bezahlten. Selten aber auch hat sich ein Talent
so zur rechten Zeit eingefunden, wie Utamaro für die
beiden letzten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts. Mitten
inne stehend zwischen dem mädchenhaften Karanobu,
der um 1760 die volle Farbigkeit für den Holzschnitt
eroberte, und dem übermütigen, bereits von Europa
angehauchten Hökusai, dessen Haupttätigkeit in die
ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts fällt, leitete
er die Kunst von der klassischen Höhe Kiyönagas
zu jener Ueberzierlichkeit, zu jenem Pretiösentum
hin, das durch die damalige Verfeinerung und Lockerung
der Sitten herbeigeführt wurde. Er bietet somit
recht einen Stoff für unser jetziges Dekadententum.
Wenn man Utamaro vor allem als den Darsteller
schöner Frauen, der Kurtisanen des Yoshiwara-Vier-
tels von Yedo kennt, so macht Kurth mit Recht
darauf aufmerksam, daß der Künstler diesem Treiben
doch recht kühl gegenübergestanden, ja selbst in
seinen zahlreichen erotischen Werken den künstlerischen
Gesichtspunkt nie aus dem Auge verloren
habe; man kann sogar noch weiter gehen und sagen,
kaiserin maria theresia
K. K. Staatsarchiv, Wien
167
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0211