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DIE ZWEITE AUSSTELLUNG DER KGL. AKADEMIE DER KÜNSTE ZU BERLIN
der Sixtinischen Kapelle hat (Abb. S. 182).
Warum heißt aber der Mann Adam?
Endlich bilden wir noch ab (auf Seite 191)
das Mittelstück eines Reliefs vom Denkmal
des Herzogs Friedrichs I. von Anhalt, das
Ludwig Manzel zum Urheber hat, ein scharf
geschnittenes Relief, gut komponiert, wenn
auch die einzelnen Bewegungen nicht immer
voll durchgefühlt erscheinen.
Von den Malern, die als ordentliche Mitglieder
der Akademie ausgestellt haben, seien
ebenfalls nur einige hervorgehoben.
Zwei neue kleine Bilder von Max Liebermann
vereinigen alle Vorzüge des Künstlers
in sich. Sein Polospiel (Abb. S. 190) ist ganz
prachtvoll lebendig. Die Reiter stehen gegen
einen dunklen Waldsaum, während vor ihnen
ein unendlich luftiger gelbgrüner Mittelgrund
sich ausbreitet, dessen frischer Glanz auch
wieder in dem Haarlemer Straßenbild (Abb.
untenstehend) die stärkste farbige Note auf dem
Rasenplatz anschlägt, der als wuchtige Kontraste
die braunroten Häuser und die grauen
Dächer gegenüberstehen. Ebenfalls aus Holland
stammt die koloristisch nicht zu kräftige
Unterredung von Fr. Kallmorgen (Abb.
S. 184), sowie zwei Landschaften von Hans
Herrmann, deren eine, „Nach dem Regen"
betitelt, auf S. 181 abgebildet ist. Leider
kann die Reproduktion nicht die im Original
vollendet erfaßte Regenstimmung zum Ausdruck
bringen: die abgeregneten, aufgelösten
Wolken verschweben und die ersten Sonnenstrahlen
huschen wieder über das Land und
bleiben an den Flügeln der Windmühle und
an der Böschung des Deichs hängen, während
die braunen Kähne vorne noch im Schatten
liegen und von den Wassergüssen noch triefen
und blinken.
Oskar Frenzel verzichtet bei seiner„Wald-
wiese" (Abb. S. 189) auf jedes Detail, um nur
ganz silhouettenhaft und in großen Massen
zusammengenommen seine Bäume und Waldkulissen
sprechen zu lassen.
Aus einer ganz anderen Absicht heraus ist
die „Dorfstraße" von Otto H. Engel geschaffen
, der dem Spiel des Lichtes unter dem
Gewölbe der großen Bäume mit besonderer
Liebe nachgespürt hat (Abb. S. 186). Köstlich
ist desselben Künstlers „Junge Mutter",
die mit ihrem Kinde schäkert; die Köpfe der
Frau sowie einer neben ihr sitzenden Alten
gegen ein von luftigen Gardinen halbverhülltes,
sonniges Fenster gestellt.
In leuchtenden Farben ist das Porträtbildnis
einer jungen Dame im Garten von Hugo
max liebermann
strasse in haarlem
//. Ausstellung der Akademie der Künste, Berlin
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