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Ernst Barlach im vergangenen Sommer ausstellte,
ist eine ebenso gute, ebenso keramisch gedachte
Bettlerin hinzugekommen. Als ein entschiedener
Mißgriff aber ist es anzusehen, wenn der Künstler
nun seine Zeichnungen und Bronzen in genau derselben
Weise stilisiert. Es gibt doch noch Gesetze,
die von den Materialien diktiert werden. Zum Schluß
möchte ich mir noch die Bemerkung erlauben, daß
man wohl — ohne seiner Vorurteilslosigkeit etwas
zu vergeben — gut daran täte, wenn man allzu
offenkundige Perversitäten von öffentlichen Ausstellungen
fernhielte. Robert Schmidt
WIENER AUSSTELLUNGEN
VWIEN. Der Herbstausstellung im Künstlerhaus
soll es nicht unter namentlicher Aufzählung
angekreidet werden, daß sie, wie so manche ihrer
Vorgängerinnen, viel unzulässigMinderwertiges neben
tüchtigen Leistungen bringt. DerRegenerationsprozeß
geht eben nur langsam von statten, ob wo hl den jüngeren
Kräften ein weiter Spielraum gelassen ist, auf dem
sie sich fleißig tummeln. Unter den Porträtisten
nehmen da John Qu. Adams und W. V. Krausz
eine führende Stellung ein, das Genrebild soll auf
der Suche nach der Lösung farbiger Probleme neu
OTTO LESSING
//. Ausstellung der Akademie der Künste, Berlin
belebt werden, wobei Max von Poosch schon zu
schöner Ausgeglichenheit gelangt ist und Othmar
Ruzicka eine ungewöhnliche Frische sich bewahrt
hat; Landschafter wie Josef Baschek, L.H. Jungnickel
und Emanuel Baschny können selbst in
der großen Menge nicht unbemerkt bleiben. Welch
ein Talent die Wiener Künstlerschaft durch den Hingang
von Charles Wilda aus ihren Reihen verloren
hat, ruft die Gesamtausstellung seiner Werke
in Erinnerung. Das Robuste war nicht seine Sache,
vielmehr zog es ihn zu einer Verfeinerung der geschauten
Dinge, und es ist nur logisch, daß Wilda
den Oelgemälden aus dem Orient, deren Farben oft
aquarellistisch durchsichtig sind, Märchenbilder folgen
ließ, Phantasiestücke vornehmer Art nach gegebenen
Stoffen. Zwei in Paris tätigen Künstlern sind
Ehrenplätze eingeräumt worden, den PolenjAN Styka
und Tade Styka, Vater und Sohn; dieser, erst siebzen-
jährig, scheint durch Noblesse der Auffassung über
jenen hinauswachsen zu wollen, es ist in seinen Porträts
und in einem »gefesselten Prometheus« neben
dem Konventionellen aus der Schule Henners doch
schon ein eigener Wille zu spüren. Die Graphik muß
auf dieser Ausstellung in einem Winkel die nächstens
ihr gebotene Gelegenheit zu größerer Entfaltung abwarten
, die Plastik zeichnet sich bloß in dem Holzschnitzer
Franz Zelezny aus. Von Friedrich
Ohmann, dem vielseitigen Architekten
, soll an anderer Stelle noch die
Rede sein. — Im Hagenbund dominiert
Heinrich Zügel (München),
dessen Bedeutung diese Zeitschrift
vor nicht langer Zeit so ausführlich
dargelegt hat, daß kaum mehr etwas
zu sagen übrig bleibt. In den fünf
Sälen und Kabinetten hier kann man
einen künstlerischen Entwicklungsgang
verfolgen, von dem man wünscht,
er möge der jüngeren Generation als
ein mächtiges Beispiel ernstester Arbeit
dienen. Neben einer solchen
Meisterschaft erscheinen die kleinen
Tierplastiken von Willy Zügel unfrei
und mehr in der Absicht befangen
, als sie es in einer andern Umgebung
wären. Dagegen behauptet
sich der Bildhauer Georg Wrba
(Dresden) auf einer Höhe, wo ihm
Carpeaux und Hildebrand vorbildlich
gewesen sind, durchaus ein männlich
durchgeistigter Künstler, der keine
Nebenzwecke außerhalb der rein zur
Anschauung gebrachten Form kennt.
Vettore Zanetti-Zilla (Venedig)
hat gewiß von den Ausländern gelernt
, die alle zwei Jahre die internationalen
Ausstellungen seiner Heimatstadt
beschicken. Doch ist es
nicht allein seinem technischen Verfahren
, das nach alten Rezepten Temperafarben
gründlich anwendet, zuzuschreiben
, daß er trotz den Anklängen
an Brangwyn u. a. m. sich selbständig
bewährt. Den Zauber der Lagunen,
wenn über dem dunklen Wasser die
Häuser in der Abendsonne erglühen,
die Ruhe der im Hafen verankerten
weißen Dreimaster, die Ausfahrt eines
bunten Seglers weiß er in durchaus
besonderer Weise zu schildern, dekorativ
bei aller naturnahen Stimmung,
monumental bei aller herzlichen Teilnahme
am Gegenstand. — In der
ADAM
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