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Galerie Miethke sind als Zentenarfeier für Friedrich
Gauermann (1807—1862) viele seiner Hauptwerke
versammelt, darunter die sonst in der kaiserlichen
Villa zu Ischl gehüteten. Auf Einzelheiten
hin besehen, bestätigen sie den Ruf des hervorragendsten
Tiermalers Alt-Wiens. Aber in der Gesamterscheinung
, und gar als ermüdend lange Folge, berühren
sie frostig durch ihre glasig glatte Manier.
Was Gauermann zeichnerisch und als Beobachter
konnte, das erweisen seine in der Akademie der bildenden
Künste aufbewahrten und jetzt aus den Mappen
hervorgeholten Skizzen und Entwürfe hundertfältig.
k.
VON AUSSTELLUNGEN
UND SAMMLUNGEN
JViÜNCHEN. Zwei höchst bemerkenswerte grö-
***ßere Kollektionen waren in der letzten Novemberwoche
im Münchener Kunstverein zu sehen: eine
Serie von Bildnissen des jetzt in Berlin lebenden
Münchener Malers Fritz Burger und eine große
Zahl mannigfacher Arbeiten des Parisers Charles
Cottet. Die Bildnisse Burgers machen einen überaus
frischen und sympathischen Gesamteindruck;
kräftige, gesunde »malerische« Malerei eint sich hier
mit kultiviertestem Geschmack der Anordnung und
einer stets treffenden Charakteristik. Der Künstler
geht immer vom farbigen Eindruck aus, und es ist
kaum eines in der Reihe dieser Porträte, das nicht
seine besondere koloristische Note hätte; aber das
Menschliche im Bildnis kommt nie zu kurz, die
guten Bilder sind auch gute Porträte. Fritz Burger,
der in Paris studiert hat, ist eben auch ein Zeichen
von bei uns noch immer nicht allzu häufigen Qualitäten
. Zu den im malerischen Sinne reizvollsten
Stücken der umfangreichen Kollektion gehört das
Kind im Korbstuhl, ungemein heiter und sonnig gemalt
, gehört der Knabe auf dem Sofa mit seinem
feinen Dreiklang von Braun, Rosa und Dunkelblau,
das schlicht gegebene Bildnis des dänischen Kunstkritikers
Hertz, die flotte junge Dame im Pelzjakett,
die Dame im grünen Ballkleid und das so ansprechende
und innerliche Bild einer älteren Frau
in Schwarz. Von verblüffender Lebendigkeit sind
die großen Porträte von des Künstlers Vater, von
Dr. Georg Hirth, Geheimrat Aloys Riehl, Geheimrat
Wilamowitz v. Möllendorf, sowie der interessant
beleuchtete Kopf von Geheimrat Wilhelm Dilthey.
Aber auch verschiedene kleinere, etwa halblebensgroße
Bildnisse zählen in der Güte ihrer malerischen
Arbeit zu den besten Leistungen im Saal und fallen
nicht minder auf durch ihre überzeugende Lebendigkeit
, so die von Geheimrat Ernst Hagen, Erich
Schmidt, Professor Rödiger, Dr. Franz Hartmann,
Dr. Wiehert. Die Gesundheit und von aller Pose
freie Ursprünglichkeit dieses Malers tut ungemein
wohl. — Charles Cottet einmal durch eine größere
Kollektion hier vertreten zu sehen, war sehr erfreulich
— einzelne Werke hat der französische Meister
ja auch auf unseren Internationalen Ausstellungen
gehabt und immer imponierte daran schon der herbe
große Ernst seines künstlerischen Wesens. Im Ge-
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