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PAUL RITTER, f 26. XI. 1907
Anton Schöner pinx.
sagen: ihr Humor
ist denn doch gar
zu kindlich, gar zu
bescheidenes Behagen
, schade um die
gute Malerei, die darin
steckt. Einige
kräftige Aktzeichnungen
des jungen
Düsseldorfers Corde
gehörten noch
zu dieser Ausstellung
; sodann die
Beethovenbüste von
J. B. Schreiner,
und endlich eine
Landschaft von Clara
Thomas (Bonn),
zwar in der Disponierung
der Gründe
nicht einwandfrei
aber sehr gut in der
Einheitlichkeit des
hellen Tons.
Fortlage
pvUSSELDORF.
^Auszeichnungen.
Der Kaiser hat aus
Anlaß der Deutschnationalen
Kunstausstellung
folgenden
Künstlern die
Kleine goldene Medaille
für Kunst
verliehen: a) Maler
: Max Claren-
bach - Düsseldorf,
ProfessorJ. P. Junghan
ns - Düsseldorf,
Franz Kiederich-
Düsseldorf, Wilh.
Schmurr - Düsseldorf
, John Quincy
adams-Wien, Professor
Hans Olde-
Weimar. b) Bildhauer
: F. Klimsch-
Charlottenburg, August
Kraus - Charlottenburg, Joseph Pallen-
berg-KÖln.
august eisenmenger
f 7. xii. 1907
PERSONAL-NACHRICHTEN
VV7IEN. August Eisenmenger f. Am 7. Dezember
™ starb hier der Historienmaler Aug. Eisenmenger
im 78. Lebensjahre. Ein gebürtiger Wiener, hat er
zeitlebens in seiner Heimatstadt gewirkt, deren Akademie
er als ein frühreifer Schüler mit Erfolg besucht
hatte, ehe sein Talent, nach einer Unterbrechung
der Studien, durch Rahl die entscheidende
Förderung erfuhr. Als Gehilfe des Meisters begann
er dann seine Tätigkeit, die sich auch in der Folgezeit
in derselben, dem monumentalen Stil zugewendeten
Richtung bewegte. Es gibt keines unter
den großen öffentlichen Gebäuden längs der Ringstraße
, an dessen malerischer Ausschmückung Eisenmenger
nicht beteiligt gewesen wäre; zur Zeit der
Stadterweiterung fehlte es eben nicht an großen Aufträgen
. Doch auch die Deckengemälde im Musikvereinssaale
und im Grand Hotel sind von seiner
Hand, wozu noch viele dekorative Bilder in Palästen
und Schlössern sowie Porträts kommen, und nicht
vergessen sei der Vorhang für das Neue Theater
in Augsburg, auf dem Aesop die Züge Rahls trägt.
Vom Jahre 1872 bis 1901 war Eisenmenger Professor
an der Akademie, als ein Lehrer, dessen sich die
Schüler mit Dank erinnern; wenn sie sich später
noch so weit von der Rahl-Tradition entfernten, so
geschah es doch immer auf einer damals erworbenen
, zeichnerisch gediegenen Grundlage.
TSJÜRNBERG. Hier ist am 27.November derKunst-
*■ ^ maier und Radierer Professor Paul Ritter im
Alter von 78 Jahren gestorben; im Zeichnen, Malen
und Radieren ein Schüler Heideloffs, bereiste er,
obwohl taubstumm, Deutschland, Oesterreich, Italien
und Frankreich, und war nacheinander in Berlin,
Stuttgart und Nürnberg als Architekturstecher tätig.
Auch als er sich später der Malerei zuwandte, blieb
er dem von ihm gewählten Spezialfach treu; die
Motive für seine Straßenarchitekturen bot ihm zumeist
seine Vaterstadt Nürnberg.
■p\RESDEN. Die Rückberufung von Geheimrat Max
Lehrs nach Dresden soll mit der Schaffung der
neuen Stellung eines Generaldirektors der sächsischen
Kunstsammlungen in Zusammenhang stehen.
/^"ESTORBEN in Krakau: der Professor an der
dortigen Kunstakademie, Stanislaw Wys-
pianski, 37 Jahre alt; einer der Führer der modernen
polnischen Malerei, auch als dramatischer Dichter
hochangesehen, hat er außer zahlreichen elegisch
gestimmten Pastellen die Entwürfe zu monumentalen
Glasfenstern hinterlassen, ohne ihre Ausführung
, außer in vereinzelten Fällen (Franziskanerkirche
und Haus der Aerzte in Krakau) zu erleben;
in Düsseldorf der Landschaftsmaler Balduin Wolff
im Alter von 88 Jahren, einer der Mitbegründer des
> Malkastens«; in Berlin am 9. November der Geschichtsmaler
Alexander Zick, geboren 1845 in
Koblenz, bekannt hauptsächlich als Illustrator; in
Prag im Alter von 26 Jahren der Maler Max Horb;
in Berlin, 66Jahre alt, der Maler Nathanael Sichel,
in weiten Kreisen bekannt durch seine einst im Kunsthandel
vielbegehrten Frauenköpfe von südlichem
Charakter.
Unser Oktober- und Novemberheft enthielt Aufsätze
von Louis Corinth über die Münchner Allotria
; zu diesen Aufsätzen erhalten wir von dem derzeitigen
Präsidenten der Allotria, Herrn Professor
Gabriel von Seidl, nachstehende Zuschrift mit dem
Ersuchen um Veröffentlichung:
»In Ihrer Zeitschrift veröffentlichen Sie Erinnerungen
des Herrn Louis Corinth an die Allotria.
Die Allotria besteht seit 34 Jahren, Herr Corinth
gehörte ihr nur verhältnismäßig kurze Zeit als Mitglied
an. Es ist nicht zu verwundern, daß das Erinnerungsbild
aus früherer Zeit, das Herr Corinth
entworfen hat, weder äußerlich richtig noch innerlich
wahr ist. — Die noch übrig sind von denen, die
damals ein Stück Lebens- und Künstlerglück gefunden,
geschaffen und genossen haben, empfinden es peinlich,
daß diese reiche Zeit in so dürftiger und entstellter
Gestalt literarisch auflebt, oder gar fortleben konnte.
Wir verwahren uns dagegen, daß die Corinth-
schen Aufsätze etwa als >Quelle«, angesehen werden
könnten für die besondere Art der Gesellschaft oder
für die Charakteristik einzelner unserer Freunde.
Viele haben wir verloren, denen zu lieb wir dies
sagen müssen. Aber auch Lebende, die sich noch
mit uns in der Allotria freuen, wollen wir vor Unbill
schützen.« Gabriel von Seidl
Redaktionsschluß: 14. Dezember 1907 Ausgabe: 2. Januar 1908
Für die Redaktion verantwortlich: F. Schwartz
Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G. — Druck von Alphons Bruckmann. — Sämtlich in München
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