Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 200
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-s-4^> DIE KÜNSTLERISCHE MEDAILLE UND IHRE GESCHICHTE <^=^

DANIEL DUPUIS

finden haucht aus ihnen
in Rhythmen einer zarten
Lyrik.

Um Chaplain und Roty
ordnet sich ein Kreis von
Künstlern, die teils in gleichem
Sinne wie sie schaffen
, teils die von ihnen
ausgehenden Anregungen
aufnehmen und weiter führen
. Zu den älteren gehört
Daniel Dupuis (Abb.
199 u. 200), in dem plastischen
Wurf, der Großzügigkeit
seinerGestalten ein
Geistesverwandter Chap-
lains, während die jüngeren
Meister, wie Patey,
Vernon, Rivet, Pillet,
Coudray, wenn auch in
ihren Schöpfungen eine
persönliche Note vernehmlich
anklingt,mehr den Pfaden
folgen, die Rotys Kunst gewiesen, V. Peter
durch seine äußerst fein beobachteten lebendigen
Tierbildungen unter ihnen ausgezeichnet
(Abb. untenstehend). Mit großer Selbständigkeit
tritt Alexandre Charpentier auf, durch einen
überzeugten,großartigen Naturalismus unwiderstehlich
wirkend (Abb. S. 201). Er verzichtet auf
landschaftliche Behandlung des Reliefgrundes
und sucht die Natur in der menschlichen Einzelgestalt
, die er gern unbekleidet gibt. In der
Darstellung des Nackten entfaltet er seine ganze
Meisterschaft, seinen persönlichen Stil. Es
spricht sich darin ein plastisches Empfinden aus,
aber an Stelle der großen Linie Chaplains gibt er
eine vibrierende Silhouette, an Stelle der monumentalen
Ruhe die Bewegung, die in ein paar
ganzstarken Akzenten ausbrichtund dann durch
das Muskelspiel seiner Körper
hindurchrieselt. Von seinem bildnerischen
Sehen und Fühlen zeugen
die wundervoll gezeichneten
Hände seiner Figuren und die
Art, wie die Mechanik des Greifens
in den beweglichen Gliedern
der Finger zum Gefühl kommt.
Und wie Roty neben Chaplain,
so steht neben Charpentiers plastischem
Vortrag die malende
Kunst von Ovide Yencesse in
ihrem gleichfalls ganz selbständigen
Charakter (Abb. S. 202, 203).
Dennganz anders und in viel strengerem
Sinne ist hier das „malend"
zu verstehen als etwa bei Roty.
Ganz flach, wie hingehaucht brei- v. peter

tet Yencesse sein Relief
über den Grund und weiß
die Flächen so anzulegen,
daß sie ihr Leben erst
durch das Auffallen und
Darübergleiten des Lichtes
empfangen, das somit
der eigentliche Wirkungsfaktor
dieser eigenartigen
Kunst ist, die sich ähnliche
Probleme stellt wie
die großen Lichtmaler
Frankreichs.*) Als Sondererscheinungen
mögen
endlich hier die wenigen
Medaillen erwähnt werden
, die A. Legros geschaffen
, von einer merkwürdigen
Stilgröße, die
im Anschluß an die Vorbilder
des italienischen
Quattrocento gewonnen
ist (Abb. S. 203).
Die Beschränkung hervorragender Talente
auf die eine Aufgabe, der Einsatz großer künstlerischer
Kraft zu ihrer Lösung wie die daraus
resultierende Schulung sind es gewesen, die
der Medaille zu ihrer hohen Blüte in Frankreich
verholfen und dazu geführt haben, daß
sich Frankreich schon seit länger als dreißig
Jahren einer Medaillenkunst erfreut, von der
man in derselben Zeit in Deutschland sich
noch nichts träumen ließ. Aber die letzte
Vergangenheit hat auch da Wandel geschaffen,
und den französischen Anregungen folgend
hat sich nun auch die deutsche Kunst der

GARTENBAUPLAKETTE

*) Eine besondere Studie über diesen eigenartigen
Meister hat Verfasser im Dresdener Jahrbuch der
bildenden Kunst Bd. I (Dresden 1905) veröffentlicht.

VORSTEHHUND

200


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