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-ö-^> DIE KÜNSTLERISCHE MEDAILLE UND IHRE GESCHICHTE <^=^
a. l. m. charpentier
plakette auf c. pissarro
Medaille zugewendet und eine Reihe hochwertiger
Leistungen hervorgebracht. Zu begrüßen
ist es, daß sie eben nur Anregungen
aufgenommen und sich bald auf eigene Füße
zu stellen gelernt hat.
Mit gutem Beispiel ist Oesterreich vorangegangen
. Dort hatte in Wien A. Scharff
mit Glück und gutem Erfolg das Niveau der
landläufigen Medaille künstlerisch zu heben
versucht, indem er namentlich auf Individualisierung
und Charakterisierung der Porträtsköpfe
Nachdruck legte (Abb. S. 203 u. 204). Sein
Beispiel und das des älteren Tautenhayn läßt
etwas wie eine Wiener Schule ins Leben treten,
in der nach französischer Art straffe Schulung
und fachmännische Ausbildung für die Medaille
und Plakette mit zielbewußter Beschränkung
a. l. m. charpentier l'edition d'art
auf diesen Zweig künstlerischen Schaffens
gepflegt wird. Eine Gruppe vielversprechender
Talente vertreten die Richtung. Scharffs Schüler
F. X. Pawlik hat den direkten Einfluß der
Franzosen, namentlich Rotys, an sich erfahren,
das Geschaute aber doch sehr selbständig verwendet
und m Ausdruck eigenen Wesens umgesetzt
, seine feinen landschaftlichen Motive
aus selbständiger Naturbeobachtung und Empfindung
geschöpft (Abb. S.204). Neben Breithut
(Abb. S. 204), Schwartz (Abb. S. 205),
dem jüngeren Tautenhayn (Abb. S. 205) zieht
jetzt namentlich Rudolf Marschall das Interesse
auf sich mit seinen treffsicher beobachteten
und in bald delikat und vornehm durchgeführter
(Kaiser Franz Joseph), bald groß und
a. l. m. charpentier • plakette
breit stilisierter (Leo XIII.) Form vorgetragenen
Bildnissen (Abb. S. 204). Auch die Rückseite
der Leo-Medaille mit ihrer mächtigen Betonung
der großen Fläche ist eine feine und selbständige
Lösung des Medaillenproblems.
In Deutschland selbst gestaltet sich das
Entwicklungsbild anders und noch reicher,
indem neben „zünftige" sit venia verbo Vertreter
der Medaillenkunst eine Reihe von Künstlern
treten, die auch Medaillen machen und
an Stelle der straffen Konzentration wie in
Paris und Wien eine Ausbreitung des künstlerischen
Betriebes über die wichtigsten Kunstzentren
Deutschlands tritt. Unter den glänzenden
Einzelerscheinungen ist in erster Linie
A. Hildebrands weitbekannte und verbreitete
Bismarck-Medaille (Abb. S. 209) zu nennen, in
Die Kunnt für Alle XXIII.
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