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^=4^> DIE WINTER AUSSTELLUNG DER MÜNCHNER SECESSION
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j. tautenhayn jun. « maximilianus rex
stefan schwartz « theod. billroth
Von der Münze gingen unsere Betrachtungen
aus, zu ihr kehren wir zum Schluß
zurück mit einem hoffnungsvollen Ausblick
in die Zukunft. Denn die Medaillenkunst beginnt
auf die Münze, ihr Urwesen, rückzu-
wirken und sie wieder in jene Sphäre des
künstlerischen zu heben, aus dem sie seit
den Tagen der Griechen herabgesunken. Modelle
von Chaplain, Roty und Dupuis sind es,
die als Münztypen der französischen Republik
verwendet werden. Daß gleiche Bestrebungen
in deutschen Landen an einer Stelle aufgetreten
sind, wird weitesten Kreisen unbekannt
sein und verdient deshalb um so
nachdrücklicher ins Licht gestellt
zu werden. Im Herzogtum Meiningen
prägt man Fünfmarkstücke, deren
großzügiges, charaktervolles
Fürstenbildnis nach einem Modell
A. Hildebrands in direkter Verkleinerung
ausgeführt ist, eine
künstlerische Tat, von deren Größe
und Bedeutung sich überzeugen
kann, wer an der Hand unserer
nebenstehenden Abbildung eine
Meiningische mit anderen Reichsmünzen
vergleicht.
münze des herzogtums
sachsen-meiningen
, nach einem
entwurf von adolf
von hildebrand « «
Anmerkung. Einige Abbildungen dieses Aufsatzes
verdanken wir dem Medaillenverlag von Georg Hitl
in Schrobenhausen. Hitl hat schon zu Zeiten, da
die neue deutsche Medaillenkunst kaum von sich reden
machte, besonders die Bestrebungen der Münchener
Medaillenkünstler in uneigennützigster Weise gefördert
und so der Popularisierung der neuen Kunst
wesentliche Dienste geleistet. Aus dem Katalog seines
jetzt schon recht umfangreichen Verlags, den die
Firma Carl Pöllath in Schrobenhausen (Oberbayern)
ausliefert, seien erwähnt die Medaillen und Plaketten
von R. Boßelt, F. Christ, Max Dasio, H. Hahn,
H. Kaufmann, H. Kautsch, G. Römer, B. Schmitt,
P. Sturm, H. Wadere, G. Wrba u. a.
DIE WINTER AUSSTELLUNG
DER MÜNCHNER SECESSION
|\/|ÜNCHEN. Auch heuer ist die Secession ihrem
Brauche treu geblieben, in einer Winterausstellung
die Werke einiger ihrer Besten in größeren
Kollektionen auszustellen. Essind Albert v. Keller,
Charles Tooby und Philipp Klein f. Die Keller-
Ausstellung reicht mit 145 Werken von den frühesten
Anfängen des Künstlers bis in die allerjüngste Zeit
und zeigt dessen Entwicklung in einer Vollständigkeit
, in der das Schaffen dieses Malers weder hier
noch auswärts je gesehen wurde. Eine talentverheißende
Knabenarbeit aus dem Jahre 1855 (Keller
istJ845 geboren) steht am Beginn der Reihe. Dann
folgen ein paar frühe Kostümbilder, in
denen der Künstler noch mehr altmeisterliche
Bestrebungen zeigt, folgen
in reicher und bunter Auswahl höchst
fesselnde Bilder und Studien aus dem
Beginn der siebziger Jahre, der Zeit,
da dies Talent zuerst die Aufmerksamkeit
der Welt auf sich lenkte, Frauenakte
, Architekturen und Parkszenen,
Salonstücke in allen Formaten, darunter
das vielbewunderte Bild »Chopin« aus
der Neuen Pinakothek, »Der Porträtmaler
« (1878), >Die Horcherin«, »Die
Kaiserin Faustina im Junotempel« usw.
Wir sehen die ersten Studien zur »Auf-
erweckung«, sehen sogar eine vorzügliche
Landschaft von 1883, einen Herbst
bei Harlaching, Gartenbilder aus römischen
Gärten und dann in ununterbrochener Reihe die
wohlbekannten Porträts und Bilder aller Art, welche
seitdem unsere Ausstellungen schmückten. Was nicht
in der endgültigen Fassung ausgestellt werden konnte,
ist wenigstens in Skizzen oder Varianten da; die >Auf-
erweckung« aus der Neuen Pinakothek hat im Plastiksaale
einen Ehrenplatz gefunden, ebenso die große
»Kreuzigung« von 1894 in ihrer seltsam ergreifenden
Weltuntergangsstimmung. An den »Hexenschlaf-
erinnern ein paar Entwürfe, und auch einige Bilder
von Medien und Hypnotisierten fehlen nicht. Eine
ganze Serie eleganter Damenbildnisse, unter denen
das von Frau v. Keller *f* im weißen Kleide wohl
das schönste, und das der Frau v. Kühlmann
vielleicht das eleganteste ist, zeigen Albert v. Keller
als Frauenmaler. Die großen Bilder »Trio«, »Die
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