Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 221
(PDF, 165 MB)
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^?ö> ALBERT VON KELLER <^=^

S. 240), die sich unter lauten Evoerufen der Lust
in die Arme wirft, sie herausfordert, sich von ihr
verschlingen läßt. Die wirbelnde gelbe Schärpe
bringt dies bis zur Wildheit zum Ausdruck.

Aus alledem heraus wird Keller zum geborenen
Porträtisten der Weltdame; er braucht
nur das Allgemeine auf den besonderen Fall
zu projizieren. Selbst unseren deutschen
Damenporträtisten von Fach gelingt diese Charakteristik
nur teilweise. Es fehlt ihnen zumeist
der Sinn für die vornehme Attitüde
wie die leichte Hand, das Gesehene in Linie
und Farbe umzusetzen. So kommt es, daß
manche vornehme Frau, die sich gerade um
ihres mondänen Reizes willen darstellen läßt,
nur zur elegant gekleideten Privatiers- oder
Hausbesitzersgattin wird.

Wie spielend Keller Synthese und Analyse
in einem Bild zu geben weiß, zeigt eines seiner
letzten Porträts (Abb. S. 238); es ist zugleich
ein geistvolles Apercu über das Weib

als Gesellschaftswesen. Daß unser Künstler
aber auch das Stille, Träumerische, diskret
Schalkhafte und Anmutsvolle der Frau kennt
und hervorzuheben weiß, zeigen die durchweg
hervorragenden Bildnisse seiner Gattin (Abb.
1888/89, Titelbild u. 1905/6, S. 345), jenes der
Frau von Le Suire (Abb. 1905/6, S. 346) und
andere. Auch hier verwendet Keller die Farbe
gerne zur psychischen Ausdeutung. Er malt
seinen Damen die Kostüme, die in Form und
Kolorit zu ihrem Wesen passen so hat
dort das grüne Kleid mit dem kühnen Ausschnitt
etwas die Sinne Aufstachelndes, hier
wirken die schwarzen, roten und weißen Töne
mit ihren feinen grauen Schleiern wie das
gedämpfte An- und Ausklingen von seelischen,
leisen Akkorden.

Mit diesem Hang zur geheimnisvollen Ausdeutung
war Keller wie prädestiniert, der
Welt der Suggestion und Hypnose, des Somnambulismus
und Spiritismus, der in den acht-

ALBERT VON KELLER

BILDNIS (1875)

221


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