Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 239
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0293
-sx=4sö> NEUE LITERATUR PERSONAL-NACHRICHTEN <^=^

der Weise die Meinung von Goethe und Schiller zu
den uns bewegenden Tagesfragen mitteilen. Da
sprechen die beiden Großen wirklich unmittelbar zu
unserer Zeit, wie sie Seligmann oben im Text mittelbar
zu ihr sprechen läßt. Er nimmt in allen Fragen
der Kultur, der Dicht- und bildenden Kunst, des
Theaters, der Ethik und mancher Wissenschaft einen
so abgeklärten Standpunkt ein, daß er seine Meinung
ruhig jenen beiden Dioskuren zuschieben darf—hat
er sich doch vorher gründlich mit ihnen auseinandergesetzt
. Manches ist mit ausgezeichnetem und immer
graziösem Witz gegeben — es sei nur auf die Inhaltsangabe
von den immer
fortgesetzten
Büchern des Wilhelm
Meister hingewiesen
, wo in dem
81. bis 86. Buche dieser
Wilhelm eine
wohlbekannte, recht
moderne Physiognomie
bekommt. Da ist
manches schlechthin
köstlich. Seligmann
zeigt eine literarische
Kultur, wie
sie nur wenigen seiner
Berufsgenossen
eigen ist und hinter
der Schalksmaske,
in die er sich versteckt
, schaut ein
feinfühliger und gesunder
Mensch vor,
ein richtig moderner
, der von den
Schlagwörtern und
Snobismen unserer
ästhetischen Spektakelmacher
sich nicht
nasführen läßt.

= Unter den jungen
Vei legem Münchens
, welche ihre
Aufgabe im modernen
Sinne auffassen,
macht sich neuerdings
Hans von
Weber vorteilhaft
bemerkbar. Es ist
wirklich eine Freude
, die schmucken
Bändchen durchzublättern
, die er in
der letzten Zeit auf
den Büchermarkt gebracht
hat. Die Wahl der Stoffe und vor allem
ihre buchmäßige Gestaltung zeigen uns, daß wir
es hier mit einem Verleger von hohem Geschmack
zu tun haben, der moderne Empfindungen richtig
erfaßt und in selbsttätigem Aesthetizismus schöpferisch
weitergebildet hat. Eine seiner ersten Veröffentlichungen
, »Das Lustwäldchen, galante
Gedichte aus der deutschen Barockzeit«, herausgegeben
von Franz Blei, raubte leider trotz der
reizenden Titelzeichnung Somoffs die rauhe Hand
der Polizei der Oeffentlichkeit; ihr folgte eine deutsche
Uebersetzung der spanischen Novelle »Bion-
detta, der verliebte Teufel« von J acques Cazotte,
dem Zeitgenossen Ludwigs XVI., und gleich ihm ein
Opfer der Guillotine, Titelzeichnung von Th. Th.
Heine (Preis geb. 4z/2 M.). — Ferner eine Sammlung
von Novellen des Russen Briussoff, der die
erste Novelle »Die Republik des Südkreuzes« den
Namen gegeben hat (geb. 4I/2 M.). Der einfache
aber sehr würdige Buchschmuck dieses Werkes
stammt von Otto von Gutenegg. Ganz besonders
gelungen erscheint uns die Wahl der Typen, sowie
überhaupt die Druckausstattung, die von Oskar Brand-
stetter in Leipzig herrührt. — Von gleich vornehmer
Wirkung ist eine prächtige Ausgabe der H ebb eischen
Tragödie »Judith« mit Vollbildern, Vignetten
und Einband von Th. Th. Heine (geb. 10 M.). Auch
hier ist der Druck von einer Leipziger Druckerei,

diesmal Poeschel
& Trepte, vorzüglich
besorgt. Die Heineschen
Zeichnungen
sind der »Judith«
würdig. — Aus der
gleichen Druckerei
rührt her in kleinem
zierlichen Druck ein

Ganzlederband:
»Das Buch der Märchensdesrussischen
Grafen Sollogub
mit Buchschmuck
von Gutenegg(5M.).
Den Schluß unserer
heutigen Liste des
Weberschen Verlages
macht eine reizende
, im Biedermeierstil
hergerichtete
Ausgabe von
Chamissos »Peter
Schlemihl« mit Vollbildern
und Vignetten
von Emil Pree-
torius, Druck ebenfalls
von Poe«chel
& Trepte in Leipzig
(geb. 6 M.).

Wie man sieht,
eine reiche Jahresausbeute
für einen
jungen, aufstrebenden
Verlag, von dem
wir, nach dem bisher
Geleisteten zu urteilen
, noch manch
schöne Gabe erwarten
können.

albert von keller

bildnis (1907)

PERSONAL-NACHRICHTEN

■PvRESDEN. Hermann Prell hat kürzlich den
Auftrag erhalten, den Festsaal des neuen Rathauses
in Dresden auszuschmücken. Der Saal wird
28 m lang und 14 m breit sein. Der untere Teil der
Wände wird mit gelbem und rötlichem Marmor ausgekleidet
und durch Wandpfeiler gegliedert, in dem
oberen Teil der Wand sind an den Langseiten Kappen
für die Fenster eingeschnitten, die Decke ist muldenförmig
gewölbt. Prell gedenkt, wie sein Entwurf zeigt,
die Aufgabe im Sinne der Renaissance zu lösen, wie
Michelangelo das Vorbild in der Sixtinischen Kapelle
gegeben hat. Er gliedert die ansteigende Wandfläche
durch eine gemalte Steinarchitektur mit tragenden
Atlanten und auflagerndem Gesims, während die

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