Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 248
(PDF, 165 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0306
-^4sö> DIE BEURONER KUNSTSCHULE -C^=^

gefunden hatten. Abt Maurus von Beuron war
einverstanden und so gingen sie, begleitet von
mehreren Laienbrüdern, die bei ihnen in die
Schule gegangen waren, nach dem Kloster
Monte Cassino, das herrlich, zwischen Rom und
Neapel, wie eine riesige Burg auf einem 580 m
hohen Berge liegt. Hier trat auch Lenz in den
Orden und bekam den Namen Desiderius. Um
1880 war man fertig. Herrliche Werke waren
entstanden. Wieder wie in St. Maurus etwas
ganz Einheitliches: Architektur, Malerei,
Skulptur und Kleinkunst. Und wieder schalten
viele. Aber Erzabt Nikolaus von Monte Cassino
und dessen Prior Bonifazius waren zufrieden
und sahen den Tag voraus, an dem das
verdiente Lob den Tadel niederdrücken sollte.
Dieser Tag ist längst gekommen und lohnte
dem noch Lebenden und den beiden Verstorbenen
, die, ihren Prinzipien treu bleibend,
für die Kunst und nicht um Menschenlob
gearbeitet.—Doch soll
hier nicht verschwiegen
werden, daß das

Zusammenarbeiten
auf die Dauer kein
leichtes war! Manchmal
konnten die Künstler
sich nicht einigen,
aber schließlich fand
man sich doch wieder.
Daß nörgelnde Kritik,
die nun einmal nicht
ausbleiben kann, wenn
etwas wirklich Künstlerisches
und Neues
geschaffen wird, oft
schuld daran war, ist
selbstverständlich, sie
nimmt das gegenseitige
Vertrauen, auf das
jegliches Zusammenarbeiten
sich stützt.

Die vertriebenen
Mönche von Beuron
hatten ein neues festes
Heim in Prag gefunden
. Dort galt es,

die Klosterkirche
„Emaus", einen schönengotischen
Bau,auszuschmücken
. Man
benützte hier manchen
Karton von Monte
Cassino. Leider sind
die hier entstandenen
Arbeiten durch die
Feuchtigkeit schon etwas
angegriffen. Dies

BEURONER KUNSTSCHULE

gilt glücklicherweise nicht vom sogenannten
Marienleben, einer Serie von Bildern, meist
durch Pater Gabriel Wüger gezeichnet.

Auffallend ist es in derGeschichtederSchule,
daß die Bestrebungen des P. Gabriel Wüger
nach der ersten Bemalung von Monte Cassino
stets mehr in den Vordergrund treten, während
vorher P. Desiderius der Tonangebende war.
Auch in den Skizzen des P. Desiderius selbst
findet man eine starke Beeinflussung des
P. Gabriel. Die Arbeiten werden dem Volke
zugänglicher, verlieren aber an künstlerischem
Gehalt. Das gilt besonders von dem Kreuzweg
in der Marienkirche von Stuttgart (Abb. S. 252)
und noch mehrvonderzweiteninMonteCassino
den Beuroner Mönchen gestellten künstlerischen
Aufgabe, der Ausmalung der sogenannten
Sankt Martinuskapelle. Während der letzten
Arbeit starb 1890 P. Gabriel Wüger. Auch
bei P. Lukas Steiner entwickelte sich um

diese Zeit eine Krankheit
, die ihn bis zu
seinem 1906 erfolgten
Tode unfähig machte,
die Kunst weiter zu
pflegen. P. Desiderius
aber verlor den Mut
nicht. Mit einigen zum
Teil ganz jungen, in
der Kunst unerfahrenen
Schülern, zog er
nach Smichow bei
Prag, wo die Klosterkirche
der Benediktinerinnen
von S. Gabriel
in Angriff genommen
wurde. Hier
wandteer seineGrund-
sätze in aller Strenge
an und erreichte eine
vorzügliche Wirkung.
Ein anderer möge es
ihm nachmachen: mit
so jungen Kräften, ein
wenn auch nicht ganz
reifes, dennoch interessantes
Kunstwerk
zu schaffen!

Der Meister selbst
hatte keine Zeit, persönlich
sich an der
Ausführung zu beteiligen
. Er überwachte
aber mit Strenge jede
Arbeit und ließ manches
abkratzen und
von neuem anfangen.
Hier bildete sich die

MONSTRANZ (1900)

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