Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 256
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-^£> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <^=^

Denkens, der Intensität des Formengefühls, der Vornehmheit
und Größe der Auffassung muß sich jeder
beugen. Es ist natürlich unmöglich, im Rahmen
dieses Berichtes eine Analyse oder Kritik der Persönlichkeit
und der einzelnen Werke des Künstlers
zu geben. Jedenfalls sagen auch diejenigen, die dieser
Kunst nicht sympathisch gegenüberstehen, daß hier
ein gewaltiges Können sich äußert, welches außerhalb
der Linie dessen steht, was durch Routine, Handwerk
und Mode bestimmt wird. Die Ausstellung enthält
einige frühere Bilder des Künstlers, unter diesen vor
allem vier unvergeßliche Porträts. Die große Mehrzahl
der Bilder stammt aber aus den letzten beiden
Jahren, die durch die Beschäftigung mit der Plastik
für die Entwicklung von Böhles Stil von folgenschwerer
Bedeutung sind. Gegenständlich bietet die Ausstellung
eine Auswahl der für Böhle besonders charakteristischen
Darstellungsgebiete: außer den Porträts
packende Wirklichkeitsschilderungen aus dem Volksleben
, ergreifende religiöse Gemälde, epische Stoffe
aus der Antike und der Legende, wie sie der monumentalen
Richtung dieser Kunst besonders entgegenkommen
. Als Hauptwerke
seien die »Drei Lebensalter«
und der »Heilige Georg« genannt
, die für die zukünftige
moderne städtische Galerie
erworben sind.

Im Kunstverein ist diejah-
resausstellung des >Frankfurt
- Cronberger Künstlerbundes
«., d. h. einer Künstlervereinigung
, die in Frankfurt
die Secession darstellt. Man
findet hier Bilder und Zeichnungen
von Hans Burnitz,

cosomatti, gudden, robert
Hoffmann, Paul

klimsch, nussbaum, alfred
Oppenheim, Ottilie
Roederstein, Wilhelm
und Alice Trübner und
Hans Völcker, Skulpturen
von Kowarzik, Kleinplastik
von Rudolf Bosselt
und Eduard Retten-
maier, kunstgewerbliche
Arbeiten von Oppenheim.
Die Mitglieder des Bundes
sind die gleichen, wie in der
vorjährigen Ausstellung; nur
Rettenmaier ist als neuer
hinzugetreten: seine tüchtige
, solide Kunst wird dem
Ansehen des Bundes gewiß
zugute kommen. Die Ausstellung
ist sehr erfreulich,
— besonders darum, weil
sie gerade bei den jüngeren
Mitgliedern einen entschiedenen
Fortschritt erkennen
läßt. Burnitz ist viel sicherer
geworden, Hoffmann hat in
der >Winterlandschaft« ein
Bild geschaffen, wie es ihm
noch nicht gelungen war,
und das man als hervorragend
bezeichnen muß.
Gudden scheint jetzt das
erreicht zu haben, was er
die letztenjahre mit erstaunlicher
Energie und stets mit beuroner K
echter künstlerischer Kraft der hl. s

erstrebt hat, und Nußbaums Impressionismus zeigt
die gleiche hohe Qualität des Könnens wie im vorigen
Jahre. Erstaunlich ist die Entwicklung der Roederstein
: ihre Landschaften, Stilleben, Porträts reihen
sich jetzt in die allererste Linie der malenden Frauen,
und innerhalb des Cronberger Bundes muß sie als
reife, vielseitige, kultivierte Künstlerpersönlichkeit
unmittelbar nach Trübner genannt werden. Trübner
selbst ist mit vier bedeutenden Bildern vertreten ; das
große Reiterbildnis des Königs von Württemberg
(in zweiter Fassung) gehört nicht zum Besten. g.

TJAMBURG. Die im hiesigen Kunstverein statt-
findende Monatsausstellung enthält zwei Sammelausstellungen
, die sich zueinander wie Ursache
und Wirkung verhalten. Die eine ist mit dem Namen
Prof. Alfred Mohrbutter, die zweite mit dem
einer weiblichen Künstlerin, Adele von Finck,
verknüpft. Figuren- und Innenraummaler sind beide.
Wie bei Mohrbutter, so auch bei Adele von Finck
— bei bescheidenerem Können — dieselbe kühle,
ans Sensitive grenzende Zurückhaltung im Setzen

der Töne und dasselbe Hinstreben
nach Klangwirkungen
, die farbiges und musikalisches
Empfinden ineinander
überleiten. Wenn die
Dame nicht Schülerin ist des
Erstgenannten, so liegt hier
ein Fall einer ganz merkwürdigen
Uebereinstim-
mung zweier Begabungen
vor, dessen Erklärung sich
im Falle eines zwischen den
beiden bestehenden Lehrverhältnisses
allerdings sehr
vereinfachen würde, dann
freilich aber auch gleich
gründlich. Neben der sensitiven
Malkunst dieser beiden
Aussteller spricht eine Serie
von aus einer großen Natur
— Meer und Hochgebirge
herausgeholten Gemälden
des sechsundsechzigjährigen
Otto Sinding doppelt
kraftvoll an. Auch Leonh.
Sandrock, der, wie schon
so viele, ja, man kann getrost
sagen, wie noch jeder
Künstler, der ihn gesehen,
wenn er es auch nicht wie
der Genannte immer durch
die Tat bewiesen hat, sich
für den Hamburger Hafen
erwärmte, fehlt es nicht an
Kraft. Nur daß seine Farben
erdschwerer auf der Leinwand
lasten, als selbst die
rauch geschwängerte Atmosphäre
unseres Hafens es
rechtfertigt. In Marie Bödt-
ker, einer nach Rom übergesiedelten
Hamburger
Künstlerin, haben wir eine
farbenfrohe Blumenmalerin
kennen gelernt,die die machtvoll
treibende Frühlingskraft
des italienischen Südens besonders
glücklich in einem
aus dem Kloster Subiaco (hof-
unstschule fentlich nur nachgebildeten

ebastian und nicht auch entführten)

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