Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 258
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^=g> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN

Blütenzweig zum Ausdruck gebracht hat. Eine an
den Brüsten der Dachauer Natur großgesäugte weibliche
Künstlerin, Emmi Walther, zählt an sich
gleichfalls zu den beachtenswerten Begabungen, nur
daß sie in ihren, an die Landschaft gewandten Farben
, sich, wie das bei Epigonen so häufig ist, noch
dachauerischer gebärdet, als die ursprünglichen
Gründer der Dachauer Gruppe selbst. In ihren
Kopfstudien, wo dies weniger hervortritt, spricht
sie darum auch besser an. h. e. w.

KARLSRUHE. Kunstverein. Zwei hervorragende
Kollektivausstellungen von Künstlervereinigungen
: die der Münchener Künstlerinnen und die der
Dresdner Brücke nehmen diesmal das Interesse vornehmlich
in Anspruch. Die erstere zeigt sich in erfreulicher
Weise — ganz im Gegensatz zu der althergebrachten
, stark femininen Art der glatt-süßlichen
Blumen- und Stillebenmalerei, vollständig von
echt männlicher Kunstweise, d. h. in dem speziellen

beuroner kunstschule
pfeilerfreskobild in der st. mauruskapelle
bei beuron (1871)

Falle offenbar von der Münchner Künstlervereinigung
Scholle beeinflußt. Die andere, die Dresdner Brücke,
segelt vollständig in dem Fahrwasser des Pariser
Neoimpressionismus und Pointiiiismus, in dem sie
so sehr aufgeht, daß fast kaum die geringste Spur
deutscher Empfindungsweise dabei übrig geblieben,
was auf die Dauer doch wohl kaum den Zweck und
die Absicht unseres nationalen Kunstschaffens bilden
kann. — Gemäßigter in dieser Richtung tritt
schon der in Paris lebende Landschafter Oscar
Moll, von dem vereinzelt sehr gute und feine Stücke
vorhanden sind, auf, auch der bekannte Zeichner
der Münchner Zeitschrift »Jugend<, M. J. Feldbauer
, der Düsseldorfer, offenbar von Heinrich
Zügel beeinflußte, moderne Tiermaler Prof. Junghanns
, sowie Frau Prof. v. Geiger-Weishaupt,
die Witwe des bekannten berühmten Karlsruher Tiermalers
Weishaupt, sind ganz hervorragende, von
feinster malerischer Empfindung getragene Künstler.
Hans Thoma mit seinen prächtigen >Laufenburger
Stromschnellen«, Wilh. Trübner mit den farbensatten
, sonnenbeleuchteten, brillant gemalten Parkmotiven
von >Schloß Hemsbach« an der Bergstraße
und Adolf Luntz mit einem fein und delikat durchgeführten
, feinstgestimmten Bilde »Blauer Märztag«
dürfen wir hier gleichfalls nicht unerwähnt lassen.

DERLIN. Im Künstlerhaus findet zurzeit die erste
Ausstellung des Werdandibundes statt. Für
Auslassungen über die Bestrebungen des Bundes
ist hier nicht der Ort; die Ausstellung selbst bringt
Proben aus allen Gebieten der bildenden Kunst,
und zwar sollen, wie das Vorwort verrät, alle die
ausstellenden Künstler in den »gesunden Bahnen
zeitgemäßer Kunst« wandeln und »das Besondere
der deutschen Natur« widerspiegeln. Mußte man
dazu wirklich wieder eine Secession unter nordischer
Fahne veranstalten? Wirklich gute deutsche
Kunst hat sich doch immer noch durchgesetzt, selbst
wenn sie sich gegen das »modige Französeltum«
zu wehren hatte, ohne der Krücken eines Vereins
zu bedürfen. »Kampf hält die Kräfte rege«. — Die
Ausstellung ist nicht groß, aber in ihrer bewußten
Einseitigkeit doch von gutem Durchschnitt. Voran
mehrere Werke von Hans Thoma aus Privatbesitz,
dann die geschlossene, bunte Phalanx der Worps-
weder; Hans von Volkmann, Wilh. Steinhausen
, Karl Haider, um nur einige der besten
Namen herauszugreifen, schließen sich mit Landschaften
an, während das Porträt, das doch von
jeher gerade in der deutschen Kunst eine übermächtige
Rolle gespielt hat, sehr spärlich und nicht
vorbildlich vertreten ist. Die ausgestellten graphischen
Werke und architektonischen Skizzen sind
nicht geeignet einen kennzeichnenden Ueberblick
über die spezifisch deutschen Zweige dieser Kunstübungen
zu geben, und die Plastik hat aus technischen
Gründen auf wenige Stücke beschränkt
werden müssen.

Die Akademie eröffnete am 27. Januar eine ganz hervorragende
Ausstellung älterer englischer Kunst, eine
Veranstaltung, auf die wir noch zurückkommen werden.

Einen ungetrübten Genuß bietet die Revue über
deutsche Kunst, die uns in den Neuerwerbungen
der Nationalgalerie geboten wird. Hier ist dem
Porträt breiter Raum gewährt. An ein gutes, selbstbewußt
-befangenes Selbstbildnis von Raphael
Mengs reiht sich ein ungemein vornehmes, schlichtes
Damenporträt von Theodor Grosse (Frau Jordan
, 1865 gemalt), sowie das sauber ausgeführte
Bild Bennewitz von Loefen's, das des Künstlers
Vater im Atelier vor der Staffelei darstellt. Neben
einem wuchtigen Studienkopf von Hans von Ma-

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