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-sr-^> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN -C^^
BEURONER KUNSTSCHULE DIE ÄLTESTEN DER APOKALYPSE
Fresko in der Kreuzigungskapelle in Monte Cassino (1880)
von denen noch als Porträtist August Steininger,
dann die Tierspezialisten Ferdinand Gold und
Alfred Wesemann, in einem frischen Anlauf
Gottlieb von Kempf und Fritz Pontini mit
einigen Proben aus seiner Egerer Mappe vertreten
sind ; der an englischen Vorbildern geschulte Triestiner
Marino M. Lusy ist anders, energischer geartet.
In die schier verschollene Vergangenheit der Kunst
des Kupferstechers führt die Gedächtnisausstellung
der Werke von Johannes Sonnenleiter (1825 bis
1907), ihrem letzten Verkünder im akademischen
Lehramt; bei seinen geduldigen Reproduktionen, die
sich in den Blättern nach Rubens durch Tonschönheit
auszeichnen, hat er nie der Vornehmheit ermangelt
. Bei ihm ist noch Ludwig Michalek zur
Schule gegangen, der jetzt nach längerer freiwilliger
Verborgenheit die Ernte mehrerer Jahre darbietet
. Alle Vorzüge der kupferstecherischen Gewissenhaftigkeit
kommen diesem Radierer zugute,
der sich zur vollsten Freiheit durchgerungen hat
und im Lehrberufe seine Erfahrungen mitzuteilen
weiß. Mit Bildnissen setzte er sich durch und wußte
in farbigen Radierungen auch seinen malerischen
Neigungen zu leben, die er übrigens auch mit der
kalten Nadel im bloßen Schwarzweiß ausdrückt.
Eine ganz neue Aufgabe, welche sich an seine
Vielseitigkeit wendete, stellte ihm die illustrative
Ausstattung einer Biographie des Chirurgen Wein-
lechner. Vollends ein modernes Thema jedoch behandeln
die Radierungen vom Bau der österreichischen
Alpenbahnen; ist die Darstellung der eingerüsteten
gigantischen Isonzo-Brücke ein Wunderwerk
künstlerischer Hingebung, so versprechen die
Studien, gezeichnete und radierte, zu den »Mineuren
im Tauerntunnel« eine Leistung voll Kraft und
Schwung. Unter die Graphiker ist jüngst auch
Heinrich Tomec gegangen, dessen Lithographien
zu den vielen Bildern überleiten mögen, die das
zeichnerische Element hervorkehren, wie z. B. die
Ansichten aus der Wachau von Oswald Grill
und die Wiener Volkstypen von Hans Larwin,
neben denen nicht eben viel Figurales zu nennen
ist, von Josef Jungwirth, Nik. Schattenstein,
Anton Karlinsky, K. M. Schuster und Stephan
Simony, der die Staffage so reizend in die Landschaft
zu stellen weiß. Robert Russ, Tina Blau,
Darnaut, Zoff gehören zu den bewährten Stützen
des >Ensemble«, und Anton Hlavacek bringt in
solider alter Auffassung einen »Spaziergang am
Krottenbach«;. Es würde zu weit führen, jedesmal
die angewendete Technik, die bis zu viererlei Mittel
heranzieht, zu bezeichnen. Thomas Leitners
»Hagelwolken« gelangen durch Oeltempera zu monumentaler
Wirkung, Eduard Ameseder bereitet
sich den Grund für seine Gouache fast reliefartig.
Bisher unbekannte Namen wie die der Damen Elsa
Kasimir und Mimi Gause sind neben den immer
wiederkehrendenanzuführenden:WiLT, Kasparides,
Quittner, J. N. Geller, Ferd. Brunner, Ran-
zoni, Mielich, Baschek, Charlemont, endlich,
um zum Ausgangspunkt des Berichtes zurückzukehren
, als »reine« Aquarellisten Max Suppan-
tschitsch und Rudolf Konopa, der in vielen
Sätteln gerechte. Karl m. Kuzmany
|\/TÜNCHEN. Im Kunstverein und in den ver-
schiedenen Kunstsalons entfaltet sich ein reges
künstlerisches Leben. Um nur einiges zu notieren,
sei auf die gelungene PALMiE-Ausstellung im Kunstverein
hingewiesen. Palmies Anschauung wurzelt
im Boden des französischen Impressionismus. Er
hat ihr aber durch seine persönliche Auffassung
und seine eigenartige technische Ausdrucksweise
eine neue und originelle Fassung gegeben. Palmie er-
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