Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 270
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0330
-^ö> FRANZ MATSCH

Für das Palais Dumba in Wien schuf
Matsch das in edelstem Materiale gehaltene,
durchaus vornehme, klassisch würdevolle
Speisezimmer (Abb. S. 268), das der Besteller,
kurz vorher vom Herzschlage dahingerafft,
leider nicht mehr fertig sah. Der bedeutsamste
Raumschmuck darin ist der Brunnen des
Lebens (Abb. S. 269), der 1900 auf der Ausstellung
zu Paris Aufsehen erregte, ein marmorner
Wandbrunnen von ruhiger eleganter
Linienführung mit plastischem und malerischem
Schmuck, letzterer stellt die Frauen der Erde
dar, vier originelle weibliche Typen, in einer
eigenen, emaillierenden Technik von besonderer
Leuchtkraft auf Stein gemalt (Abb. S. 276).
Ein weiteres Produkt aus jener Zeit ist die
Karlsbader Madonna (Abb. S. 274), ein Muttergottesrelief
in getriebenem Silber, das Dumba
als Bildstock für die Promenade „zum Bild"
in Karlsbad bestimmte.

Während dieser Plastikenarbeiten schritt
das Schaffen an den Aulabildern rüstig vorwärts
. Man weiß, daß sich an diesen Kunstauftrag
des österreichischen Unterrichtsministeriums
ein peinlicher Streit knüpfte. Ursprünglich
sollte Klimt für die Decke die
drei Eckbilder Medizin, Jurisprudenz, Philosophie
, Matsch das vierte, die Theologie und
das große Mittelgemälde, ferner sämtliche
übrigen Zwickelbilder, Lünetten etc. ausführen.
Als aber die drei Allegorien Klimts nacheinander
ausgestellt wurden, erregten sie
einen derart hartnäckigen Widerspruch in
den akademischen Kreisen, daß der Künstler
sie zurückzog. Matsch erhielt den gesamten
Auftrag und ist gegenwärtig mit der Skizzierung
der Rechtswissenschaft, Heilkunde und
Philosophie fertig.

Das riesenhafte Mittelbild macht durch
seine ungeheuren Dimensionen jede Aufnahme
unmöglich. Es versinnbildlicht den ,,Triumph
des Lichtes über die Finsternis" und ist eine
monumentale Komposition von imposantem
Arrangement, deren Dominante die in einem
leise angedeuteten, leuchtenden Frauenkopf
symbolisierte Sonne (Abb. obenstehend), der
Urquell des Weltlichts, bildet, während zur Seite
der promethidische Genius der Aufklärung die
Dämonen der Finsternis in ihr dunkles Reich
zurückstößt und seine Schützlinge der beseeli-

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