http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0333
-s-Ssö> FRANZ MATSCH <^-^
Anpassung an die Forderungen der neuen
Zeit und starken persönlichen Einschlägen
eigener Erfahrungen. Denn was gerade von
den größten Meistern berichtet wird, daß sie
ihr ganzes Leben über Neuerungen in der
Technik nachgedacht haben, das gilt auch von
Matsch. Des Experimentierens und Ausprobierens
ist kein Ende; bei jedem zweiten
Werk, das er zeigt, muß er erläuternd hinzufügen
, „in einer eigenen Technik gemacht".
Auf solche Fragen lenkte er den Fleiß und
die Aufmerksamkeit seiner Schüler, weckte
ihren Sinn für zweckmäßige Verwertung des
verschiedensten Materiales, wies sie an, ihre
dekorativen Themen, um die es sich ja in
der Kunstgewerbeschule zuvörderst handelt,
kombiniert plastisch, malerisch und ornamental
zu behandeln und ließ ihnen im übrigen freie
Hand. Denn die Lehrmethode Matsch', die
sich ganz von selbst aus seinem Schaffen ergab
, unterscheidet sich von jener vieler
seiner Kollegen vorteilhaft und segensreich
gerade im wesentlichsten, entscheidenden
Punkte: er suchte seinen Schülern, ohne sich
viel mit Theoretisieren und Aesthetisieren aufzuhalten
, die Materie der Kunst beizubringen,
während andere vor allem und um jeden
Preis ihnen „Stil" einzuflößen bestrebt sind.
Es liegt auf der Hand, daß das System Matsch
denKunstjünger
frei und an keine
vorgefaßten Anschauungen
gebunden
, aber dafür
gerüstet und
gewappnet für
alle Aufgaben
entläßt. Manche
seiner Schüler
haben Matsch'
Methode in der
Praxis glänzend
gerechtfertigt,
so der Architekt und Dekorateur Prutscher;
auch Kolo Moser entstammt seiner Schule,
der heute als Professor an der Kunstgewerbeschule
das Programm seines Lehrers weislich
beibehält, allerdings mit der Einengung
auf einen ganz bestimmten Stil. Kaum acht
Jahre hat Matsch das Lehramt ausgeübt; 1902
trat er, verstimmt durch verworrene Verhältnisse
und überstürzte Reformen, zurück, ein
bis heute auch nicht annähernd ersetzter Verlust
für das Institut.
Seine Freiheit benützte Matsch wieder für
eine Reihe von Werken, die sich auf die verschiedenen
Gebiete verteilen. Zunächst wurde
die „Theologie" fertiggestellt, ein Bild, das
Die Kunst für Alle XXIII.
273
35
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0333