Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 274
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-b-4^> FRANZ MATSCH -C^=^

ungemein glücklich die Symbole des Evangeliums
mit dem innigen tiefen Glaubensempfinden
und dessen erhabener Verklärung
vereint. Aus diesem Werk läßt sich das
innere Künstlerwesen Matsch', seine eigentliche
Seele wohl entnehmen. Daß
bei einem auf Fernwirkung berechneten
Deckengemälde die
große Geste, die Tiepolo Attitüde
sich nicht ganz vermei
den läßt, versteht sich
von selbst; schon die
koloristischen Effekte
setzen Außergewöhnliches
, Hyperbolisches
voraus. Aber
man beachte das
Maß, das sich hierin
Matsch auferlegt, wie
er nirgends über die
von der Notwendigkeit
gegebenen Linien
hinausgeht, wie
er die Phantasie reguliert
und als Regulativ
, zugleich als
Ursprung der ganzen
Komposition das
Empfinden ansetzt.
Von diesem Punkte
ausziehtStrzygoswki
die Demarkationslinie
zwischen den
beiden deutschen
Kunstschulen unserer
Zeit mit den Liebermann
auf der einen
, den Böcklin und
Menzel auf der anderen
Seite. Ohne
Zweifel ist Matsch
jener Gruppe zuzurechnen
, nach deren
Anschauung und
Fähigkeit das Kunstwerk
aus dem Empfinden
heraus geschaffen
wird. Und
wenn dies, wie bei
Matsch, im Wege
einer glatten, mit traditionellen
Mitteln
arbeitenden Malweise
geschieht, so daß
dem Beschauerkeine

Ueberraschungen,
Rätsel undMysterien
geboten werden, son- f. matsch

dern die Sache selbst in einer für ihn geläufigen
Form — wer wollte sich im Ernste darüber
aufhalten?

Und da wären wir bei jenem Punkte angelangt
, der dem friedfertig und tolerant seinen
geraden Weg fortschreitenden Matsch
selbst recht unsympathisch ist:
bei seinem Zusammenstoße mit
Gustav Klimt. Nie hat er
selbst auch nur das mindeste
hierzu getan, aber
der Zusammenstoß war
angesichts des gemeinsamen
Auftrages für
die Universitätsgemälde
unvermeidlich
. Die beiden Maler
hatten von Jugend
auf zusammen
und unter gemeinsamen
Gesichtspunkten
gearbeitet. Da
trat um die Mitte der
neunziger Jahre des
vorigen Säkulums
bei Klimt die große
Schwenkung nach
dem Mystizismus der
Khnopff und Maeterlinck
, nach der abenteuerlichen
Skelet-
tierungsstilistik Too-
rops ein. Matsch
fand weder innen
noch außen hinreichende
Gründe, sich
radikal zu reformieren
und blieb der
Alte. Aus den Genossen
waren —
nicht etwa persönlich
, bloß künstlerisch
— Antipoden
geworden, die unter
einem Dache kaum
mehr Platz finden
konnten. Von einer
Abschätzung und
Gegenwertung der
beiden Meister kann
und soll hier nicht
die Rede sein; aber
man gestatte den
Hinweis auf eine
ähnliche vielumstrittene
Doppelerscheinung
im Bereiche
madonna (1899) der Literatur, die zur

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