http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0346
-^g> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <^^-
sich nicht mit billigen, äußerlichen Effekten begnügt,
sondern bei dem jeder Strich durchgefühlt ist, bei
dem nichts mehr Zufall, alles Notwendigkeit ist.
Das könnte man auch künstlerische Ehrlichkeit
nennen — heute leider etwas Seltenes. Mehrere
andere Bilder und Skizzen, darunter prachtvolle
Porträtstudien und Akte, schließen sich an diese
beiden Hauptwerke an. r. Schm.
CTUTTGART. Auf verschiedene fremde und nicht
^ immer sehr wertvolle Kollektionen ist nun eine
solche von einheimischen Künstlern gefolgt; wir lesen
die Namen Melchior von Hugo, Franz Mutzen-
becher, Karl
Schickhardt,
AlfredSchmidt,
Robert Weise.
Der letztere steht
mit seinem riesengroßen
Bilde»Mut-
ter Erde«, ein großes
, in wallende
weiße Gewänder
gehülltes, von drei
nackten Kindern
umspieltes Weib
und als Hintergrund
eine Ernte-
landschaftzeigend,
noch ganz im Zeichen
der»Scholle«.
Weit besser gefällt
mir Weise da, wo
er nicht fabuliert,
so in einem vornehm
aufgefaßten
und sehr flüssig
gemalten Damenbildnis
, das sich
durch eine geschmackvolle
Tonstimmung
in
Schwarz, Grau und
Gelblichweiß auszeichnet
. Auch
eine Studie zu dem
» Familienbildnis«
und ein weiteres
großes Damenporträt
sollen hier hervorgehoben
sein.
Von den Landschaftsmalern
ist
Alfred Schmidt an
erster Stelle zu
nennen, seine vom
feinsten Tongefühl
erfüllten Landschaftsstimmungen
sind in rein malerischer Hinsicht
das wertvollste der ganzen Ausstellung. Nur
seine Lüfte sind noch etwas summarisch behandelt.
Auch Karl Schickhardt hat in seinem »Albtal in
tauigem Morgen« den zarten Glanz der Morgensonne
gut festzuhalten verstanden; in seinem großen,
ein schönes landschaftliches Motiv darstellenden
Bilde >Neckardurchbruch« möchte man im Vordergrunde
mehr Ruhe und Einfachheit der landschaftlichen
Formen wünschen. M. v. Hugo und F. Mutzen-
becher sind beide Schüler unserer Akademie. Bei
ersterem ist der Einfluß Kalckreuths in einigen etwas
trocken, aber ehrlich und sachlich gegebenen Studien
noch deutlich zu verspüren; rühmenswert ist hier,
wie sich v. Hugo trotz aller akademischen Studien
f. matsch
sein merkwürdig starkes naives und ursprüngliches
Gefühl für Charakteristik zu bewahren wußte. Dieses
naive, unverdorbene Charakterisierungstalent, wie es
vor allem in einigen von starkem Lebensgefühl erfüllten
und mit höchster Feinheit durchgebildeten
Büsten zum Ausdruck kommt, ist die starke Seite
dieses Künstlers, der als Bildhauer mit verständnisvoller
»Verantwortlichkeit gegen das Material« arbeitet
und deshalb ungleich mehr befriedigt denn als Maler.
F. Mutzenbecher wäre hier noch zu nennen mit einem
feinstudierten Wiesenvordergrund und einem tonschönen
Blumenstilleben. Auch er wirkt am besten
da, wo er starke koloristische Experimente vermeidet
und sich auf eine
einfache Tönung
beschränkt, dafür
aber einen Wiesenvordergrund
mit
all den Blumen
darin ungemein
liebevoll und ohne
die geringste Störung
des Gesamttons
durchzubilden
weiß. h. t.
JV/I ÜNCHEN.Auf
der am 9. Februar
geschlossenen
Winter-Ausstellung
der Seces-
sion wurden vom
bayerischen Staat
für die Kgl. Neue
Pinakothek folgende
Bilder von Albert
von Keller
erworben: »Zur
Audienz« (1871);
»Kaiserin Faustina
im Junotempel zu
Praeneste« (1881);
»Gartenbank aus
der Villa Wolkons-
ky in Rom« (1885);
»Beim Tee« (1886).
TMEWYORK. En-
■*• ^ de dieses Jahres
wird in New-
york eine deutschnationale
Skulpturen
-Ausstellung
stattfinden. An der
Spitze des Komitees
steht Professor
Adolf von Hildebrand
in München
. Die Ausgestaltung der Ausstellung ist in die
Hände von Professor Walter Schott in Berlin gelegt.
OERLIN. Gelegentlich der Verhandlungen in der
Budgetkommission des preußischen Abgeordnetenhauses
über die Berliner Museumspläne erläuterte
Professor Messel den Plan für die Bebauung
der Museumsinsel. Die Neubauten sind so geplant
, daß eine Verbindung zwischen dem neuen
Museum und dem Kaiser Friedrich-Museum hergestellt
wird. An dieses soll sich das Museum für
deutsche Kunst anschließen, daran dann das für die
Antike; rechtwinklig zu diesen das vorderasiatische
Museum, das den Uebergang zur ägyptischen Sammlung
bildet.
wildalpen (1905)
286
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0346