Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 290
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-sr4^> DIE KRAKAUER „SZTUKA" <^=^~

STANISLAW WYSPIANSKIf ILLUSTRATION ZUR ILIAS: APOLLO

technisch sorgfältig geschaffen hat, mutet uns
jetzt, da eine rascher zufahrende Technik und
stärkere Reize bevorzugt werden, in der wunschlosen
Vollendung des Bildes als klassisch an.
Und auf einer dem Umfange nach geringen
Tafel läßt Chelmonski die ganze verlorene
Weite der Steppe ahnen, in deren hohem
Gras ein Dreigespann und eine Herde schier
untertauchen. Von werbender Kraft war das
Wirken des Landschafters Jan Stanislawski
erfüllt. Aus Paris brachte er die Botschaft
des Impressionismus, der es kühn mit allen
flüchtigsten Eindrücken aufnimmt und sie
schnell hastenden Pinsels erjagt. Ihn, der
gleich unermüdlich als Lehrer wie als Organisator
war, durfte ein Gedenkblatt der
„Sztuka" mit einem gewichtigen Kurialwort
ihren „Initiator" nennen: am zehnten Jahrestag
der Gründung des Vereins, am 6. Januar 1907,
hat ein früher Tod den stattlichen Mann gefällt
. Kaum mehr als spannenlang sind die
zahllosen skizzenhaften Bildchen, in denen
sich dieses Temperament erschöpfte, das den
Hünen nicht bei behaglichem Verweilen duldete
. Aus seiner Ukraine und dann von den
Ufern der Weichsel zog es Stanislawski immer
wieder nach den oberitalienischen Städten,
wo er sich an den großen Architekturformen

und dem tiefblauen Himmel ersättigte, ehe
er ins Tatragebirge zurückkehrte oder seinen
Zyklus vom Flußlauf des Dnjepr fortsetzte,
als Variationen über das Thema Wasser und
Himmel, Menschen werk und unendlicher Raum.
Da gleißen die geballten Turmdächer einer
Kirche zu Kiew, ragt die Burgruine Tyniec
ins Land, blühen die Bäume im Dorf, ziehen
Wolken über die Steppe. Mit einem Blick
ist die Farbenstimmung erfaßt, und dem Beschauer
teilt es sich mit wie die Empfängnis
eines knappen lyrischen Gedichts. In Kürze
wußte Stanislawski viel zu sagen. (Abb. S. 298.)

Noch eine Totenklage hat die polnische
Kunst zu erheben, um den Verlust des Größten,
den sie besessen: Stanislaw Wyspianski.
Er war ein Genie, wenn anders schöpferische
Fruchtbarkeit, nicht einseitige Veranlagung
und die Zugehörigkeit zu einem bestimmten
Volkstum Kennzeichen des Genies sind. Wyspianski
ist im Schatten der Königsburg desWa-
wel und dessen Kathedrale aufgewachsen; hier
ging ihm, dem Lieblingsschüler Matejkos die
Bedeutung der geschichtlichen Vergangenheit
seiner Heimat auf; gelegentlich einer Reise
nach fremden Kunststätten wurde sein Talent
als Maler gefördert. Der hinreißende Wurf
von manchen seiner dekorativen Werke er-

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