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-*-4=ö> DIE KRAKAUER „SZTUKA"
KONSTANTY LASZCZKA
DER SOHN DES KUNSTLERS
ein farbenträchtiges Ganzes von Bauernblumen,
Feldfrüchten und Volkstrachten, die in dem
„ Kirchgang" von Stanislaw Czajkowski durch
den Schneewinter der Dorfstraße als eine
bunte Kette sich aufreihen. Zwei junge Lemberger
, Kazimierz Sichulski und Fryderyk
Pautsch, dessen „ Ländliches Begräbnis" (Abb.
S. 295) ebenso wie Sichulskis „Sonntag" viel
ehrliche Frische verrät, sind unter den Huzulen
, den das gebirgige Ostgalizien bewohnenden
Ruthenen, daheim. Noch einer vom Nachwuchs
, Wladyslaw Jarocki, hat die letzte
Pariser Schulung erfahren, Eugeniusz Zak,
der gerne braunrot sieht, und Stanislaw
Podgorski haben bretonische Motive aufgegriffen
. Markowicz und Neumann sowie
Tadeusz Okon sollen als mitstrebendeTalente
nicht unerwähnt bleiben, ebensowenig wie
Karol Maszkowski mit seinen interessanten
Ansichten aus moldauischen Kirchen. Die
Stille des Landes, der lockende Friede zwischen
Bäumen draußen, gar im geruhsamen
Herbst (Abb. S. 304), ist das von Stanislaw
Kamocki erkorene und seiner reifen Künstlerschaft
untertane Gebiet.
Die Absichten des Bildhauers Xawery Duni-
kowski und die Art seiner Formgebung lassen
sich in Worten nur schwer erklären; unzulänglich
ist auch das Auskunftsmittel, verwandte
Erscheinungen heranzuziehen, als
welche man Minne, Rodin und Metzner genannt
hat. Am ehesten dürfte man noch an
Münch denken, der in Farben dasselbe will
wie Dunikowski durch dreidimensionale Vorstellungen
: die Gärungszustände innerer Vorgänge
sichtbar zu machen. Vor vielen andern
Schwarmgeistern hat er aber voraus,
daß er das Handwerkliche seiner Technik vollkommen
beherrscht, überzeugende Porträte
haben es ebensowohlbewiesen wie die „Frauengestalt
" (Abb. S. 303), eine von den vier Einzelgestalten
, in denen er die Last der Mutterschaft
zur Schau stellt, einmal in ihrer ganzen
Nacktheit. Seine Mystik berührt sich mit
dem tragischen Gedanken von dem fortzeugenden
Fluch der Menschheit, und nur mit
Widerwillen sieht er in der Leibesfrucht den
immer wieder bejahten Willen zum Leben.
Dunikowski entfernt sich vom Realismus, der
ihm nur Ausgangspunkt ist, wenn er in symbolischen
Gruppen die Hirnschale, die Schale
übermächtiger Gedanken, in ihrer Größe übertreibt
, zu einer Riesennuß, deren Inhalt ans
Licht will, oder wenn er zur Verkörperung
des „Fatums" die Glieder eines zum Pfeiler
gewordenen Manneskörpers mit denen des
erdrückten Erdensohnes verflicht. Zwangsvorstellungen
, wird man sagen, doch hinzu-
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