Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 298
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DAS GESETZ DES STILWECHSELS IN DER KUNST

Ii.

Von Konrad Lange, Tübingen

Die Geschichte der Malerei gliedert sich,
wenn man vom Inhalt absieht, in mehr
naturalistische undmehr stilisierende Perioden.
Dieser Gegensatz entspricht ungefähr dem, was
man sonst mit den Worten oppositionell und
konservativ oder revolutionär und reaktionär
ausdrückt. Eine naturalistische Tendenz
herrscht z. B. in der Zeit vom hohen Mittelalter
bis zur Renaissance. Wenn man die Schilderung
Vasaris von der Entwicklung der
italienischen Malerei liest, kann kein Zweifel
darüber sein, daß die großen Meister des Cinquecento
, deren Sprachrohr der Aretiner war,
diese ganze Entwicklung als eine immer größere
Annäherung an die Natur auffaßten. Schon
Cimabue hatte die griechischen Maler, d. h. die
byzantinischen Mosaizisten seiner Zeit durch
weichere und natürlichere Darstellung der Gewänder
übertroffen, Giotto sich dann wieder
über seine Vorgänger durch den natürlichen
Ausdruck der Gesichter und Bewegungen sowie

die Anfänge perspektivischer Zeichnung erhoben
. Die Quattrocentisten, Masaccio an der
Spitze, gingen darin noch weiter, indem sie die
Gestalten rund und plastisch herausmodellierten
, die Perspektive wissenschaftlich begründeten
und durch Verkürzungen und perspektivische
Konstruktionen die Beschauer geradezu
täuschten. Wieder um ein Stück
weiter in dieser Richtung gingen dann die
Meister des Cinquecento, die Vertreter der
maniera moderna. Leonardo da Vinci, Michelangelo
und Raffael haben nicht nur die Härte
und Steifheit, die ihren Vorgängern trotz all
ihres Studiums oder vielleicht gerade wegen
desselben noch anhaftete, überwunden, sondern
auch die feinsten Feinheiten der Natur so genau
und wahr dargestellt, daß der Beschauer beim
Anblick ihrer Werke geradezu in Schrecken
und Bestürzung versetzt wird.

Man achte darauf, daß Vasari in Bezug auf
die Naturwahrheit durchaus keinen Unterschied

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