Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 305
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0373
-^ö> DAS GESETZ DES STILWECHSELS IN DER KUNST

Markt von Verona. Leben und immer wieder
Leben, das ist hier die Losung. Zahlreiche kleine
realistisch durchgeführte Motive, nichts von
großer, auf die Entfernung wirksamer Linienführung
. Und nun stelle man daneben Feuerbachs
Iphigenie in ihrer klassischen Ruhe und
Einfachheit,odergarHodlers Lebensmüde, diese
symmetrische Komposition von fünf fast ganz
gleichbewegten Figuren, die wie ein altchristliches
Mosaik wirken — würden, wenn sie nicht
ebendochim Gefühlsausdruck einillusionserre-
gendes Element von besonderer Stärke enthielten
! Oder man vergleiche eine „dekorative"
SkulpturvonMinne mitden Porträtbüsten eines
R. Begas, oder weiter zurück eines Bernini oder
Donatello! Man kann sich keine größeren
Gegensätze denken.

Genau dieselbe Beobachtung können wir
aber auch in allen anderen Künsten machen.
Besonders deutlich in der dekorativen Kunst.
Die neuerdings immer stärker
hervortretende Reaktion
gegen den etwas aus-
schürigen Phantasiestil unserer
modernen Bahnbrecher
, der Primitivismus der
geraden Linie und der geometrischen
Sachlichkeiten
viele der Allermodernsten
proklamieren, ist nichts anderes
als eine Reaktion gegen
die zeitweise allerdings
überwucherndeNeigung zur
organischen Belebung im
Sinne stärkerer Betonung
der illusionsstörenden Elemente
.

Merkwürdig, daß in der
Musik eine solche Reaktion
allem Anschein nach noch
nicht eingetreten ist. In
derselben Zeit, in der unsere
Maler — etwas voreilig
— erklären, daß der Naturalismus
ein für allemal abgetan
sei, wird eine so naturalistische
Oper wie die
Salome von Strauß komponiert
. Ich glaube, das läßt
sich nur daraus erklären,
daß die illusionserregenden
Elemente in der R. Wagner-
schen Musik einen so unbedingten
Sieg errungen
hatten, daß derselbe immer
noch nachwirkt und das
Wiederemporkommen der
vorwiegend formalen Rieh- jozef pankiewicz

tung verhindert. Aber kommen wird die
Reaktion auch hier. Vielleicht ist sie sogar
in ihren Anfängen schon da. Doch wir wollen
den Musikkritikern, die sie schon entdecken
werden, nicht vorgreifen.

(Der Schluß folgt)

DIE PIGLHEIN-AUSSTELLUNG IM
MÜNCHNER KUNSTVEREIN

Am 19. Februar hätten wir Bruno Piglhein's
60. Geburtstag gefeiert, wäre uns dieser an Begabung
, Können und Gesinnung gleich hochstehende
Maler nicht lange vorher durch frühen Tod entrissen
worden. Die Witwe des Künstlers hat diesen
Gedenktag in pietätvoller Weise durch die Veranstaltung
einer großen Ausstellung von Werken Bruno
Piglheins im Münchner Kunstverein gefeiert, die
überraschend starken Eindruck macht. Sie umfaßt
eine Anzahl seiner berühmten großen Werke und
eine Menge kleinerer Arbeiten, Stichproben aus seinen
verschiedensten Entwicklungsstufen. Und sie weckt
in allen Verständigung, wohl die gleiche Bewunderung

die mutter des kunstlers

Die Kunst für Alle XXIII

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