Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 320
(PDF, 165 MB)
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DIE AUSSTELLUNG ENGLISCHER KUNST IN BERLIN <^=^

u. 321)! Beide in einfachen weißen Kleidchen
, der Junge mit olivgrüner Schärpe und
saffianroten Schuhen neben einem gleichfarbigen
Sessel; Miß Holbeck mit dunkelgrüner
Schärpe und gelbem Tuch. Für die Maler
des Rokoko war das Kind nur ein Püppchen
gewesen, erkünstelt und vorzeitig erwachsen
in Ausdruck und Bewegung. England hat
das Verdienst, das Kind als wirkliches Kind
zuerst wieder für die Malerei entdeckt zu
haben. Bei Romney begegnet es uns so
zum ersten Male. Als neue Darstellung des
halbwüchsigen Jungen stellt sich neben den
„blue boy" Romneys John Walter Tempest
(s. d. Titelbild). Statt des warmen Leuchtens
funkelnder Seide, statt der zurechtgeputzten
„Van Dyck-Tracht" und der edelmännischen
Geste des Fabrikantensohnes, der einfache
Tuchrock, gedämpft violett, vor hellbraunem
Pferde, still und reserviert in Farbe und Linie,
einem antiken Relief vergleichbar.

Die Vorzüge Romneyscher Kinderbilder kommen
recht zur Geltung, wenn man die Kinder
Godsal von Hoppner daneben sieht (Abb.
S. 323). Das Mädchen, dem die Mutter die
untergehende Sonne zeigt, hält altklug die

GEORGE ROMNEY MRS. BUCHANAN

Im Besitz des Herrn Albert von Goldschmidt-Rothschild, Berlin

Nach einer Aufnahme der Photographischen Gesellschaft, Berlin

Hand vor die Augen, obwohl diese Sonne
schwerlich blenden kann. Unterdessen hat
sich der Bruder in Tanzpositur mit abgespreiztem
kleinen Finger selbstgefällig dem Beschauer
zugewendet. Von den Gruppenbildnissen Hopp-
ners gilt das vorhin bei der Herzogin von
Devonshire Gesagte. Nur fallen die Figuren
Hoppners, der in jeder Beziehung seinen
Meister Reynolds verwässert und nicht mehr
dessen Tradition besitzt, viel mehr auseinander
. Bei der Familie Symons (Abb. S.328)
wirkt das, was als zufälliges Beieinander natürlich
erscheinen soll, als Gegenteil. Besser
ist Hoppner da, wo er sich eng an Reynolds
anschließt, wie in der Kombination eines
schwarzen Kostüms mit tiefrotem Vorhang
beim Bild des Mr. Cholmley (Abb. S. 333).
Aus seiner späteren Zeit war das Erfreulichste
ein Porträt der Lady Manners, einer dunklen
Blondine in gelbrot gestreifter Taille, rotem
Schultertuch und gelbem Strohhut mit rosa
Band (Abb. S. 331). Weit unter Hoppner noch
steht die Mrs. Williamson als Miranda von
Shee (Abb. S. 318).

Der mit Hoppner ungefähr gleichaltrige,
ihn um dreizehn Jahre überlebende Raeburn
ist zusammen mit Reynolds und
Gainsborough ebenfalls im vorigen
Jahrgange behandelt worden. Auf
der Ausstellung war er durch einige
vorzügliche Arbeiten vertreten. Ja,
manchem Besucher waren die Bildnisse
seiner Frau (Abb. Jahrgang
1906/07, S. 171) und der Mrs.
Mackenzie (Abb. S. 317) die liebsten
von allen. In der menschlich
schlichten, jeden überflüssigen Aufputz
ablehnenden Haltung, in der
breiten lockren Technik entsprachen
sie am meisten unsrer augenblicklichen
Geschmacksrichtung.
Raeburn hat wärmere Töne als der
kühle, oft kalkige Romney. Er faßt
seine Modelle individueller als
Romney, der in antikem Sinne nach
einem allgemeinen, unpersönlichen
Ausdruck strebt. Schließlich ist
die Landschaft bei Raeburn nicht
mehr bloße Kulisse. Sie ist ebenso
von Leben erfüllt wie die Menschen
in ihr. Das gilt vor allem
von der Mrs. Mackenzie, jener
alten Dame in schwarz - weißem
Kleid und blauer Schleife auf der
Haube, mit deren windstillem klugen
Gesicht der milde Herbsttag
und das lichtbraune Laub wesensverwandt
sind. Viel effektvoller

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