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VON AUSSTELLUNGEN
E>ERLIN. Schulte setzt uns diesmal
ein sehr reichhaltiges Menu vor.
Wir registrieren: Kollektionen von Konrad
Starcke, Joh. Georg Drey-
dorff, Andreas Egersdörfer, Paul
Heydel (Aquarelle aus dem kaiserlichen
Töpferdorf Cadinen und Umgebung
); figürliche und landschaftliche
Pastellstudien von Otto H. Engel und
eine Anzahl Landschaften von Hans
Busse, die stark an das Genre von
Theaterdekorationsskizzen anklingen.
Dazwischen mehrere Vitrinen mit Medaillen
, Plaketten etc. von Lance-
lot-Croce ohne hervortretende persönliche
Eigenart, ganz im Fahrwasser
der führenden französischen Medailleure
mit der Vorliebe für weiche malerische
Reliefbehandlung. Eine Reihe
feiner Silhouetten von Johanna Beckmann
zeigen eine technisch virtuose
Behandlung und — abgesehen von einigen
figürlichen Unzulänglichkeiten —
ein sicheres Gefühl für den Stil der
diffizilen Scherenkunst. — Größerer
Raum ist drei Künstlern gewidmet.
Ueber die Porträtkunst F. A. von Kaulbachs
ist in diesen Heften schon so
viel gesagt worden, daß es sich erübrigt
, näher darauf einzugehen. Auch
die Ausstellung des Frhrn. v. Habermann
sagt uns nichts Neues, abgesehen
von einigen Frühwerken, die die stu-
pende Entwicklung des Künstlers von
der braunen Sauce her zur hellsten
Palette aufzeigen. Sonst unterbrechen
nur einige interessante Landschaftsversuche
die Reihe der Porträts und
Akte, die sämtlich mehr eine Manier wie einen
Stil verraten. — Den größten Saal füllen Werke von
Robert Weise; Bildnisse und Landschaften. Die
letzteren sehr fein im Detail, prachtvoll beobachtet,
allein es fehlt meist an einem großzügigen, straffen
Zusammenhalten. Die Komposition als solche leidet
fast immer an Ueberfüllung durch kleine, nicht rationell
untergeordnete Motive, wodurch man nicht
zum vollen Genuß der beabsichtigten Stimmung
kommt. Voll köstlichstem Stimmungsgehalt aber sind
zwei Aussichten aus dem Fenster, die eine auf eine
blaue abendliche Flußlandschaft, die andere in einen
grauen Wintertag.
Die Vincent van GoGH-Ausstellung bei Cassirer
wird wieder historisch eingeleitet. Mit Delacroix
beginnt sie und führt über Daubigny, Corot, Rousseau
, Renoir, Monet, Degas u. a. bis zu der
Schwelle, die van Gogh mit kühnstem Anlauf übersprang
. Wenn man von ihm kommt und zu der
älteren Generation zurücksieht, fragt man sich unwillkürlich
: ja, ist denn das überhaupt schon Impressionismus
, was in diesen zahmen Bildern steckt,
und man muß das Auge wieder völlig anders einstellen
, um dankbar die ungeheure Leistung der
1870- und 80er Jahre zu erkennen und anzuerkennen
. Wohl niemand ist so von einem malerischen
Extrem ins andere gefallen wie van Gogh. Die
armen Kunsthistoriker späterer Tage, denen etwa
das braune Kartoffelstilleben van Goghs vorgelegt
wird und die in diesem Frühwerke die Entwicklungsphasen
des Meisters in embryonalem Schlummer
entdecken sollen! Ohne vor van Goghs Bildern
in die begeisterte Verzückung modernster Schwär-
johnhoppner georgecholmley
Im Besitz des Herrn Kommerzienrats Dr. Eduard Simon, Berlin
Nach einer Aufnahme der Photographischen Gesellschaft, Berlin
mer zu verfallen, müssen wir doch die erstaunliche
farbige Klarheit und plastische Wucht dieser Pinselzeichnungen
bewundern. Er hat, wie selten einer,
einen fast unfehlbar sicheren Blick für das Wesentliche
in der Erscheinung der Dinge gehabt, und
diese absichtlich primitive Vereinfachung mit den
technisch einfachsten Mitteln bis zur äußersten
Ausdrucksfähigkeit zu treiben, war das Ziel, das
sich dieser absonderliche Künstler gesteckt und
auch in vieler Hinsicht voll erreicht hat. Noch
über van Gogh hinaus geht der von ihm stark beeinflußte
Christian Rohlfs. Einige seiner Bilder
wirken als Sujets direkt grotesk, als farbiger Klang
prachtvoll — sie sind rein zum Ornament geworden
. Aber, wie gesagt, so etwas von sieghaft leuchtender
Farbe kann man lange vergeblich suchen.
Die schönsten seiner ausgestellten Sachen sind unbedingt
zwei Blumenstücke, d. h. Gartenland mit
Blumen darauf in Weiß, Rot und Gelb. Hier konnte
er die Gegenstände ihrer Kleinheit wegen nicht so
in völlige Formlosigkeit auflösen, wie er das etwa
bei größeren Landschaften tut. Und allein mit der
Farbe zwingt er den gegenständlichen Eindruck doch
nicht zusammen. Aber die Blumen sind von einer
fabelhaft dekorativen Schönheit. r. s.
LESBADEN. Im Festsaale des Rathauses ver-
" anstaltet zurzeit die > Wiesbadener Gesellschaft
für bildende Kunst«, eine Doppelausstellung. Die
Malerei ist durch 50 Gemälde von Ed. Steppes
vertreten; darunter viele neuesten Datums und eine
größere Anzahl aus Privatbesitz. Steppes, der die
Traditionen des erst leider nach dem Tode genügend
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