Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 354
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0426
-^=43ö> ÜBER DAS ERLERNEN DER MALEREI <^5^

Jünger kann ohne Gewinn und ohne Genuß
das Buch aus der Hand legen.

Aber ich meine, es steckt noch mehr in
dieser Schrift. Es ist mehr daraus geworden
als das, was Corinth ursprünglich im Auge
hatte, als er den Plan des Ganzen erwog und
zu dem Entschluß kam, das, was ihn innerlich
beschäftigte, auch anderen mitzuteilen.

Ganz von selbst ohne bewußte Ueberlegung
und ohne alle Absicht hat sich das Buch an
einen viel größeren Kreis gewendet.

Ein jeder, der Liebe zur Kunst sein Leben
verschönern fühlt, wird sich mit Gewinn und
Genuß hineinversenken in diese Gedanken und
Empfindungen einer Künstlerseele, die lauter
und rein nach wahrer Erkenntnis strebt, die
sich nicht blenden läßt von Lockungen und
Verführungen, die ihr reichlich allerwege entgegentreten
, die stets nur gearbeitet hat sich
selbst zur Genüge, die Spott und Hohn von
sich abprallen ließ in der unschuldsvollen Gewißheit
, daß es nur einen Weg für sie gebe
zur Seligkeit: der inneren Stimme, der unbewußten
Erkenntnis zu folgen, die zur Höhe,
zur Entwicklung führen mußte.

Diese Reinheit und Lauterkeit der Corinth-
schen Psyche ist es, die uns so willenlos

gefangen nimmt. Wer ihn bisher nur oberflächlich
kannte und durch manche Aeußer-
lichkeit nicht an den Kern seines Wesens
zu dringen vermochte, wird sinnend anhalten
und sagen: siehe da, was steckt doch in dem
Manne!

Uns aber, die wir ihn schon kannten und
liebten, tritt er wieder mit all der natürlichen
Klugheit und dem Charme seines wirklichen
Wesens entgegen, daß wir ihm nur voller
Freude die Hand reichen und danken können
für die schöne Stunde, die er uns durch die
Lektüre bereitet.

GEDANKEN ÜBER KUNST

Eine Wissenschaft kann jeder erlernen, wenn auch
der eine mit mehr, der andere mit weniger Mühe.
Aber von der Kunst erhält jeder nur so viel, als er
nur unentwickelt mitbringt. Was sehen die meisten
an der Raffaelschen Madonna? Und wie viele
schätzen Goethes Faust nicht bloß als Autorität? -
Denn die Kunst hat es nicht wie die Wissenschaft
bloß mit der Vernunft zu tun, sondern mit dem
innersten Wesen des Menschen, und da gilt jeder
nur so viel, als er wirklich ist.

Schopenhauer (Aus Corinth, Erlernen der Malerei)

HEINRICH ZÜGEL

Frühjahrsausstellung der Münchener Sccession

ZEICHNUNG

354


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