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-b^> NEUE DENKMÄLER — PERSONAL-NACHRICHTEN <^c~
bei gut beobachtet und von verblüffender Lebendigkeit
besonders die Hunde. W. Georgi hatte einige
gut erfaßte bäuerliche Typen zu zeigen, dann den
bekannten >Sommermittag< und ein paar sehr feine
Stilleben. Von Meunier sah man acht der bekannten
Statuetten und großen Einzelköpfe (wie An-
vers usw.) Sodann entzückende kleine Pastelle,
licht und duftig, von Otto Brandt (1828—92; Neffe
von Karl Begas), die in ihrem Besten freilich ihres
Autors französische Schulung (bei Cogniet) verraten.
Von den Franzosen selber enttäuscht Millet mit
seiner »Wassermühle«, aber die große Landschaft
von Harpignies (»Ansicht von Avalon«) ist ein
wunderbar reifes und schönes Bild. Endlich sah
man ebenda auch noch Liebermanns »Lotsenstube«
und das Pastell »Altmännerhaus«. — Eine umfangreichere
, sehr verdienstliche Li ebermann-Ausstellung
hatte der Kunstverein veranstaltet. Unter den
17 Oelgemälden und 18 Handzeichnungen — dazu
kamen dann noch 36 graphische Blätter — war manch
schönes Stück aus Kölner Privatbesitz entliehen.
Daneben waren einzelne Werke von Menzel, Len-
bach, Knaus, Firle und Skarbina zu sehen,
sowie eine Kollektion (Marinen) von W. Hamacher-
Berlin, und ein tonschönes, auch durch innere Größe
wertvolles Bild (»Schleuse«) von Hambuchen
(Düsseldorf); neuerdings die liebenswürdigen, in der
delikaten Malerei und dem verhaltenen Stimmungszauber
so vornehmen Halliglandschaften und Vier-
landen-Interieurs von J. Alberts; in lustigem Gegensatz
zu ihnen einige, übrigens sehr gut gemalte
Bilder von Baluschek, allerlei Szenen von der
Berliner Peripherie, mit dem kleinen Behagen ihrer
kleinen Leute. ■ Fortlage
NEUE DENKMÄLER
■pvRESDEN. In dem Wettbewerb um die Ausführung
eines Schiller-Denkmals in Dresden-Neustadt erhielten
den ersten Preis Architekt Hirschmann und
Bildhauer Döhler, den zweiten Preis erhielt Bildhauer
Peter Pöppelmann; zum Ankauf empfohlen
wurde der Entwurf des Architekten Oswin Hempel
und des Bildhauers Selmar Werner, ebenso der
des Bildhauers Richard König. Als Ort des Denkmals
ist der nicht sehr günstige Platz vor dem Kgl.
Schauspielhaus gedacht. Hirschmann und Döhler
haben sich deshalb mit Recht bemüht, zunächst den
Platz zu verbessern, indem sie vor dem Theater einen
rechteckigen und vertieften Platz vorschlagen, an
dessen einer Langseite Schiller vor einer flachen
Architektur in idealer Gewandung sitzend dargestellt
werden soll. Die Platzgestaltung verdient Anerkennung
, für die Denkmalswirkung wird alles darauf
ankommen, ob der junge Künstler imstande sein
wird, Schiller in entsprechender monumentaler Weise
durchzubilden. — Peter Pöppelmann hat den Künstler
im Kostüm seiner Zeit in selbstverständlicher ruhiger
Haltung dargestellt. Hempel und Werner führen ein
Ehrentor mit einer Jünglingsgestalt als Bekrönung
auf; über dem Tore ist einerseits der Kopf Schillers,
andrerseits die Phantasie dargestellt; dazu kommen
sechs Reliefs mit Darstellungen aus Schillers Werken.
Richard König will das Schiller-Denkmal zugleich zu
einem Denkmal des Idealismus machen: er zeigt in
einer Gruppe Schiller vom Genius zu sich emporgezogen
. Der Genius ähnelt in der Haltung der Schil-
lingschen Germania auf dem Niederwald. — Unter den
37 Entwürfen finden sich sonst noch Erinnerungen an
Klingers Beethoven, an Rodins Victor Hugo, Hähneis
Raffael, Hermann Hahns Liszt, Habichts Darmstädter
Goethe-Denkmal usw. Der klassizistische Geist der
Redaktionsschluß: 31. März 1908
Für die Redaktion verantwortlich: F. Schwärtz. —
alternden Hähnel-Schule wird noch vielfach sichtbar.
Ein schlechthin überzeugender Entwurf ist im Grunde
nicht vorhanden, aber immerhin hat der Wettbewerb
genug brauchbare Gedanken geliefert, die weiterer
Ausgestaltung wert sind. Außer den Genannten ist
noch hervorzuheben der Entwurf »Das Ideal und das
Leben< (auf einem würfelförmigen Sockel ein kniender
nackter Jüngling, der eine brennende Fackel emporhält
).
TVÜRNBERG. Nachdem das Preisgericht für das
^ Schiller-Denkmal trotz dreimaliger Konkurrenz
keinen der eingesandten Entwürfe zur Ausführung
empfohlen hat, wurde Professor Adolf von Hildebrand
in München mit der Herstellung betraut.
LOBTEN. Dem Breslauer Bildhauer Professor
*^ Theodor von Gosen wurde die Ausführung
eines Monumentalbrunnens, den die Stadt Zobten
zur Erinnerung an Theodor Körner und das Lützow-
sche Freikorps errichten läßt, übertragen.
PERSONAL-NACHRICHTEN
A/JÜNCHEN. Den Malern Hermann Urban und
RudolfSchramm-ZittauwurdederProfessor-
titel verliehen.
l_IANNOVER. An Stelle des bisherigen Direktors
Prof. Dr. Schuchhardt, der einem Rufe nach
Berlin als Abteilungschef des dortigen Museums
für Völkerkunde folgt, ist Dr. Behncke zum Leiter
des hiesigen Kestner-Museums gewählt. Der neue
Direktor, früher Assistent am Berliner Kunstgewerbe-
Museum,wird als LeiterunseresstädtischenMuseums,
das eine reiche kunstgewerbliche Sammlung, ein
Kupferstichkabinett, eine Galerie alterund moderner
Bilder etc. umfaßt und mit reichen Mitteln zu seinem
weiteren Ausbau versehen ist, eine vielseitige Tätigkeit
entfalten können, und da er auch schriftstellerisch auf
verschiedenen Gebieten der Kunst und des Kunstgewerbes
tätig gewesen ist, hoffentlich auch für das
geistige Leben und manche außerhalb seines Amtes
liegenden künstlerischen Bestrebungen anregend und
fördernd sich bemühen. pi.
ESTORBEN : In Dresden im Alter von 47 Jahren
die Malerin Emilie Mediz-Pelikan ; in Düsseldorf
der Historien- und Porträtmaler Professor
Heinr. Jos. Winkel; in München der Genre- und
Historienmaler Wilhelm Roegge sen., 79 Jahre
alt; in München der Kunstmaler Hugo Kotschenreiter
im Alter von 54 Jahren; in St. Petersburg
am 6. Februar der Historien- und Porträtmaler
Akademieprofessor Karl Bogdanowitsch
Wenig. Er war 1830 in Reval geboren und kam
schon 1844 in die Petersburger Akademie, wo der
berühmte Th. Bruni (1800 — 1875) sein Lehrer wurde.
Wenig erhielt sämtliche akademische Medaillen
(die große goldene für »Esther vor Artaxerxes«)
und wurde zu seiner weiteren Ausbildung nach
Italien geschickt. Er ließ sich in Rom nieder und
widmete sich hier hauptsächlich dem Studium der
Renaissance. Hier malte er auch seine »Grablegung
Christi«, wofür er zum Mitglied der kaiserlich russischen
Akademie der Künste ernannt wurde. Zu
seinen Hauptwerken gehören ferner »Zwei Engel verkünden
Sodoms Untergang«, »Die Geburt Mariä«,
»Mariä Himmelfahrt«, eine »Kreuzigung Christi«,
Die letzten Minuten des Rebellen Grigorij Otrep-
jew«, »Iwan der Grause und seine Amme«, »Romeo
und Julia«. w. h.
Ausgabe: 16. April 1908
Druck und Verlag von F. Bruckmann A.-G. — Beide in München
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