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-^^> FRITZ BOEHLE
FRITZ BOEHLE
Mit Genehmigung der Münchener
er schon seinen ersten künstlerischen Unterricht
genossen, und nach entscheidenden
Studien- und Entwicklungsjahren, die er in
München verbrachte, ist er nun schon seit
langem wieder in Frankfurt ansässig. Seine
Frankfurter Lehrer waren Hasselhorst und B.
Mannfeldt. Außer den technischen Unterweisungen
hat er von Mannfeldt offenbar nichts
— man möchte sagen: weniger als nichts —
angenommen; innerlich näher könnte ihm sein
andrer Lehrer gestanden haben, wenn es erlaubt
ist, einen Schluß zu ziehen aus den von
Emil Heilbut („Kunst und Künstler", 4. Jhg.,
S. 4)zitierten WortenSteinhausensüber Hasselhorst
: „Dein Behagen war zumeist die Kleinbürgerwelt
— dem Reiz des Alltäglichen gingest
du nach. In der Enge der Stuben, der Enge
der Stadt, des Marktes fandest du Bilder des
Lebens, das Heiterkeit und Genügsamkeit
atmet." — Aber entscheidender für Boehles
Entwicklung wurde doch vielleicht der Umstand,
daß der junge Kunstschüler nach Belieben ein-
und ausgehen konnte im Atelier Karl von
Pidolls, das sich im Hause der Städel-Schule
MADONNA
Graph. Gesellschaft Pick & Co.
befand. Pidoll, ein ebenso treuer, wie verständnisvoller
Schüler Marees' (seine Erinnerungen
an den Meister, lange nur im Privatdruck
existierend, sind eben dankenswerterweise
der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht
worden), hat sicher in dem werdenden Künstler
die Empfänglichkeit für die mit dem Namen
Marees auf alle Zeit verbundene Kunstanschauung
geweckt, die dann in den Münchener
Jahren, während er sich durch Stoff und Stimmung
seiner— technisch schon meisterhaften -
Radierungen jener Zeit als Schulverwandten
von Wilhelm Diez und Ludwig Herterich ausweist
, ihm durch Hildebrands Persönlichkeit
und Lehre aufs neue näher trat. Im übrigen gehört
Boehle zu jenen naturwüchsigen Künstlern,
denen München zu sehr Kunststadt ist, als
daß sie sich da dauernd wohl fühlen könnten;
ihn, den Rheinfranken, zog es von der rauhen
bayerischen Hochebene bald wieder in die milden
, heiteren Lande am Rhein und Main. In
Frankfurt schlug er sein Heim auf; „seine Arbeitsstätte
" — ich entnehme die anschauliche
Schilderung dem Buche H. Weizsäckers ,Das
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