Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 366
(PDF, 165 MB)
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^=4^> FRITZ BOEHLE <^=^

am ehesten an altdeutsche Meister erinnert,
im wesentlichen aber doch durchaus selbständig
und eigenartig ist. Diese Fischer mit
ihren eckigen Bewegungen (im ersten Teil des
Bildes, von links gerechnet), der Schiffer (im
zweiten), der mit der Rechten den Anker hält,
kurzbeinig, vierschrötig, die Pfeife im Mund,
die hohe Mütze auf dem Kopf, all die anderen
von der schweren Arbeit gebeugten, von dem
Leben im Freien gleichsam verwitterten Gestalten
der Bauern, Tagelöhner und kleinen
Leute wirken in Ausdruck und Gebärde völlig
„realistisch". Das Geheimnis des Stils, der
jedem einzelnen von ihnen aufgeprägt ist, liegt
in dem Markigen, unbezweifelbar Festen ihrer
Körperlichkeit, in dem völlig Phrasenlosen
der Erscheinung. Die künstlerische Wirkung
des Ganzen sodann beruht in der reichen und
doch völlig klaren Gliederung des Räumlichen,
den fröhlich bewegten Umrissen der Hauptmassen
, der Abgeschlossenheit des Bildes
dem Beschauer gegenüber. Das Grundprinzip
vornehmer Flächenkunst, daß nichts aus dem
Bilde heraus dem Blick entgegenspringt, alles
ihn vielmehr ins Bild hineinzieht, ist hier
mit einer ruhigen Selbstverständlichkeit durchgeführt
und zugleich erwiesen, daß, wo dies

Prinzip in so bestimmter ausnahmsloser Ruhe
herrscht, alle künstlichen Mittel, die Komposition
reliefmäßig zu vereinfachen, überflüssig
sind. In der verkleinerten Reproduktion erscheinen
wohl manche Stellen des Bildes etwas
überfüllt; manches hätte Boehle vielleichtauch
bei der Ausführung in Fresko noch vereinfacht
. Aber versuchen wir es nur, den Entwurf
, wie wir ihn hier vor uns sehen, ins
Große und Farbige zu denken, so möchten
wir doch nichts von allem missen, weder von
dem Treiben auf dem Fluß, den Kähnen,
Masten, dem Segel- und Tauwerk, noch von
den Gruppen am Ufer mit Fässern undSchiebe-
karren, bis zu dem Netzflickerund dem weißen
Ackergaul vor der dunkeln dörflichen Häuserreihe
ganz rechts. Und welche Weite des
Hintergrunds, wo unter einem mit lichten
Wolken bezogenen Himmel die stolze Stadt
mit hohen Häusern und Kirchtürmen sich
hinzieht und die Brücke, mit der ruhigen
Linie des Geländers gegen die helle Ferne,
sich über den Strom spannt!

Daß ein solches Werk nicht in der vom
Künstler gedachten Form zur Wirklichkeit hat
werden können, bedeutet eine Unterlassungssünde
, die sich nie wieder gut machen läßt

FRITZ BOEHLE DER HEILIGE ANTONIUS. RADIERUNG (1906)

Mit Genehmigung der Münchener Graph. Gesellschaft Pick & Co.

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