Freiburger historische Bestände - digital

-*=4s£> FRITZ BOEHLE

Lebenszeit auf die Spezialität Mainschiffer
und fränkische Bauern festnageln zu wollen,
und ungerecht, zu verkennen, daß auch jene
seiner Arbeiten, die der bewußt stilisierenden,
historisierenden Gattung angehören, fast nie
klassizistisch und akademisch im Sinne des
Frostigen und Flauen sind, daß den meisten
von ihnen edler Ernst und ein Zug zum
Monumentalen Größe und verhaltenes Leben
leiht. Eine mächtige Raumanschauung gibt
dem Bilde der vom Stier entführten Europa
(Abb. S. 363) ergreifende Wucht: das dunkelgrüne
Meer mit den weißen Wellenkämmen,
der schwarzblaue Himmel darüber lassen an
den Vers von Nietzsche denken: „Um uns
braust die Ewigkeit." Aus der festlich dü-
stern Pracht dieser Umgebung leuchtet das

Fell des göttlichen Stieres, der weiße Leib
der Jungfrau in siegreicher Helle. Aber würde
das Bild an Kraft des Räumlichen und des
Kolorits verlieren, würde es nicht an Stärke
und Innerlichkeit des Ausdrucks noch gewinnen
, wenn all das Weiß stofflich und in
seinen farbigen Nuancen etwas mehr differenziert
wäre, wenn die Europa nicht gar so
gleichmütig in archaisierender Grazie auf dem
Rücken des Stieres balanzierte und ihr weißes
Gewand flattern ließe? Würde der eindrucksvolle
Kontrast zwischen der herkulischen Gestalt
des Christophorus (Abb. s. unten) und der
ihn umtobenden Wasserwüste darunter leiden,
wenn das auf seinen Schultern sitzende Jesuskind
etwas mehr Kind, der fromme Riese
etwas mehr als ein stolz aufragender Muskel-

FRITZ BOEHLE DER HEILIGE CHRISTOPHORUS

Mit Genehmigung der Münchener Graph. Gesellschaft Pick & Co.

Die Kunst für Alle XXIII.

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