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FRITZ BOEHLE
BETENDER BAUER. RADIERUNG (1897)
Mit Genehmigung der Münchener Graph. Gesellschaft Pick & Co.
mann wäre? Vermag sich jemand im Ernst
vorzustellen, daß eine der Darstellungen nackter
reitender Jünglinge auf ihren antikischen
Gäulen (Abb. S. 381), in dem harten schweren
Dreiklang der grünen Wiese, der weißen Pferde
und der indianerbraunen Leiber, kommenden
Generationen ebenso neu, so lebendig, so beredt
zu Auge und Sinn sprechend bleiben
würde, wie die Abendlandschaft mit dem heimreitenden
Bauer, der, müde gearbeitet, auf
seinem schweren Ackergaul dem Dorf mit
seinen biederen Fachwerkhäusern, seinem
untersetzten Kirchturm zutrottet (s. Titelbild)?
Nur eine doktrinär formale Betrachtungsweise,
im innersten Kern akademisch, wie radikal
modern sie sich auch in Begründung und Anwendung
ihrer Theorien, im Absprechen und
Anerkennen gebärden mag, dürfte den Stimmungszauber
dieses ruhevollen Abendbildes
als etwas Sekundäres gegenüber der Raumkomposition
einschätzen oder gar als störendes
literarisches Element rügen. — Ein
Auge, das sich in der Schule jener Aesthetik
daran gewöhnt hat, in einem Bild nur ein
„System" mehr oder minder geschickt ver-
wobener „Arabesken", statisch abgewogener
Färb- und Flächenwerte zu sehen, wird den
„Ritter mit der Fahne" (Abb. geg. S. 380) nur
mit Genugtuung betrachten können. Die hellen
geballten Wolken über der schweren Masse
der Burg, die im Wind geblähte Fahne, der
ornamentale Reichtum der schimmernden Rüstung
, die Linie des kurbettierenden Schimmels
bis zu dem wehenden Schweif, alles ist
tadellos „recht nach der Kunst". Aber wie
steht es nun mit dem inneren Zusammenhang,
mit dem logischen Gerüst der Situation? Die
Halbkurbette des Pferdes ist direkt von den
Velasquezschen Reiterbildnissen herübergenommen
, ein seltsames, nur aus einer equestri-
schen Zeitmode erklärliches Ausdrucksmittel
des repräsentierenden, aber durchaus individuellen
Fürstenporträts in eine zeitlos-typische
Darstellung glänzenden Rittertums. Die starken
dekorativen Qualitäten dieses Ritterbildes
in Ehren — aber ein höheres Kunstwerk im
Sinne einheitlicher Konzeption, schöpferischen
Erlebens bleibt doch wohl zuletzt soeinschlicht-
derbes Bauernbild, wie die Radierung des
„Bauern beim Abendgebet" (Abb.s.oben). Nicht
weil sie einen Bauern, einen deutschen Bauern,
einen betenden deutschen Bauern darstellt —
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