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Monotones erhält. Bedenklich aber wäre es doch
wohl nun in diesem Tatbestand eine charakteristische
Eigentümlichkeit schwäbischer Kunst erkennen zu
wollen; nimmt man z. B. an, daß etwa Schönleber
und Heinrich Zügel, oder wie die anderen Großmeister
sonst noch heißen mögen, die aus ihrer
engeren Heimat nach anderen Landesteilen Süddeutschlands
verschlagen sind, gleichfalls an der
Ausstellung beteiligt gewesen wären, so würde der
Gesamteindruck ein wesentlich anderer sein und
auch die Freunde einer reichen und feinen Farbenskala
würden befriedigt sein. Wie dem aber auch
sein möge, die Wiesbadener sind den schwäbischen
Meistern für ihren Besuch zur schönen Frühlingszeit
herzlich dankbar; auch wird die hiesige Gemäldegalerie
die gute Gelegenheit, sich ein Andenken an
die Ausstellung zu sichern, nicht ungenutzt vorübergehen
lassen. e. Lgg.
VON AUSSTELLUNGEN
"DERLIN. Zur Feier des 80. Geburtstages zweier
ihrer Mitglieder hat die Akademie der Künste
eingeladen. Sieben Säle sind den Arbeiten von
Prof. Fritz Werner gewidmet, die übrigen füllt das
Werk des Graphikers Prof. Louis Jacoby. Wo ist
der Strom des eleganten Publikums, der kürzlich
noch, bei den Engländern, hier alles überflutete?
Nun, die Deutschen, wenn sie nicht einmal Sezes-
sionisten sind, stehen nicht so hoch im Kurs der
Geschmacksbörse. Zwei liebenswürdige, liebenswerte
Künstler zeigt uns die Ausstellung, keine
Stürmer und Dränger, ruhige Naturen, die mit Fleiß
und Geschmack das nicht allzu weite Gebiet ihres
Schaffens ausgebaut haben. Fritz Werner verleugnet
nicht die Vorliebe der Generation, der seine Hauptarbeit
angehörte, für das Genre in jeder Gestalt, daneben
für die saubere Landschaft; bei ihm kam
dann noch als besonderer, sagen wir als Berlinischer,
Einschlag der überragende Einfluß Menzels hinzu,
der auch ihn dem Zeitalter des großen Königs tributpflichtig
machte. An den Werken L. Jacobys könnte
man die Geschichte des Kupferstichs im 19. Jahrhundert
demonstrieren, von der trockenen, harten,
stahlstichartigen Manier bis zur weichen, malerischen,
vielabgestuften Tonfolge.
Von einem dritten alten Berliner hat Schulte eine
Kollektion zusammengebracht, von dem 1890 gestorbenen
Carl Steffeck. Pferdemaler gibt's auch
heute noch; Steffeck aber war der letzte bedeutende
Pferdeporträtist, der Erbe Franz Krügers. Geleckt
und trocken sind seine Bilder, ohne innerlichen
Schwung, aber das Individuelle des Tieres ist mit
fabelhafter Treue herausgebracht. Ganz anders
Zügel, der in seinen Tierbildern fast nur das allgemeine
, den Typus wiedergibt. Seine Ausstellung
bei Schulte gibt einen prachtvollen Ueberblick über
sein Schaffen, von den Anfängen an, wo er ängstlich
nur mit Lokaltönen wirtschaftet, bis er in den
1890er Jahren seine Formel findet. Ihn interessiert
jetzt das Tier hauptsächlich als Träger der Farbe,
und trotzdem gelingt ihm oftmals ein überwältigender
Ausdruck des — sagen wir Psychologischen im Tier,
wie bei dem großen, pflügenden Ochsengespann.
W. Rudinoff stellt Landschaften und feine graphische
Blätter aus, und als erheiternder Abschluß
dient eine Sammlung von Originalen der Berliner
Illustrierten Zeitung, deren vollwertige Zeichner zur
Genüge bekannt sind.
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