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^=4^> VON AUSSTELLUNGEN
Bei Gurlitt sind koloristisch ausgezeichnete Stillleben
und Interieurs von Robert Breyer zu sehen,
sowie eine Anzahl Bilder von K. Hagemeister,
stark farbige Blumen vor schemenhaftem Hintergrund
. Die hieratisch feierliche, durch und durch
sensible Kunst Melchior Lechters zeigt sich
wieder in seinen wundervollen Buchschmuckzeichnungen
, in Studien und Kartons für Glasgemälde,
und in einem ausgeführten Glasgemälde, dem >Trip-
tychon für das Sanktuarium einer Dame«. Ein seltsam
wunderbarer Farbentraum, geträumt bei der
Lektüre Stefan Georgescher Dichtungen, ein Gemisch
von Mystik, präraffaelischer Empfindungsweichheit
und einer archaistisch bizarren Note, die ähnlich
aus den Werken Crivellis herausklingt. Wie
gefährlich solche Erzeugnisse einer überfeinerten,
aber doch echten Kultur wirken können, sieht man
an den bei Keller u. Reiner ausgestellten Zeichnungen
zu Tristan und Isolde von Thea Schleusner, die
aus völlig dilettantenhaftem, unreifem Nachempfinden
des Lechterschen Stiles heraus geboren sind.
Außer einer Kollektion Worpsweder Landschaften
von Sophie Wencke werden uns nichtssagende
Porträts von Fränze Friedländer-Naton und
mehreres von Mario Cini aus Florenz geboten,
sowie von Hermann Hendrich Stimmungsbilder
zu Wagners Tondramen — ohne eine Spur zwingender
Phantasie, zu verworren als Bühnendekorationsmotive
. Arthur Johnsons Talent kommt
besser in seinen kleinen Zeichnungen als in seinen
anspruchsvollen Gemälden zu Worte; von Ernst
Seger ist die gut bewegte Statue einer verwundeten
Amazone ausgestellt.
Bei Cassirer sehen wir u. a. Kollektionen von
Emil Pottner, Konrad von Kardorff, Ulrich
Hübner, sowie wuchtige Zeichnungen von Käthe
Kollwitz und feine tonreiche Radierungen von
Camille Pissarro. Zeichnungen und Radierungen
von Paul Baum zeigen den gleichen pointillistischen
Stil wie seine Bilder, angelehnt an die Manier von
van Gogh, zarter, ohne dessen fabelhafte Kraft und
Fähigkeit, die Dinge zusammenzufassen. E. R. Weiss
ist kein Monumentalmaler. Seine lebensgroßen Akte
sind interessant wie alles, was der Künstler anfaßt,
und prachtvoll durchgeführt, aber es fehlt ihnen die
innere Notwendigkeit — sie lassen kalt. Auch Landschaften
und Porträts stellt er aus; aber das Köstlichste
sind und bleiben seine Stilleben, seine Blumen
und Früchte, deren koloristische Delikatesse unerreicht
ist. r. Schmidt
W/"IEN. Die Galerie Miethke darf das Verdienst
für sich beanspruchen, den Wienern Goya näher
gebracht zu haben, als es die wenigen vorübergehend
hier gezeigten Werke des Meisters bisher vermochten.
Auch den Radierungen und Lithographien wird man
nicht bald wieder in dieser Güte der Abdrücke begegnen
, deren Bekanntschaft man privaten Sammlern
(Dr. Julius Hofmann und Gottfried Eißler), die
sie beisteuerten, verdankt. Die stattliche Reihe von
20 Gemälden wurde vom Maler Karl Moll organisiert,
der sie in Spanien jüngst erwarb, und das sind die
besten Stücke, oder als Leihgut vorführt. Es ist nicht
alles von derselben Qualität, aber just das Unvollkommene
, das noch nicht für Goyas nachmalige
Bedeutung spricht, möchte man kaum vermissen;
fritz boehle rast vor dem wirtshaus. radierung (1897)
Für die 0 r i gin al-R a die r ung en von Fritz Boehle alleinige Auslieferung J. P. Schneider jr., Kunsthandlung, Frankfurt a. M.
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