Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 385
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DIE FRUHJAHRSAUSSTELLUNG DER WIENER SECESSION

Von Karl M. Kuzmany

Eigentlich sollte ohne nähere Bezeichnung,
schlechthin von ihrer Ausstellung gesprochen
werden, denn nicht deren drei hat die
„Vereinigung bildender Künstler Oesterreichs"
heuer veranstaltet, wie sonst in jedem ihrer
zehn Jahrgänge, sondern nur diese einzige.
Die eine Hauptaufgabe, Wien mit den bedeutendsten
Werken fremdländischer Künstler
bekannt zu machen, hat sich eben als einstweilen
erschöpft gezeigt; wenn man fürderhin
wieder darauf zurückgreift, wird man demselben
Grundsatz einer engen Auslese, der
jetzt maßgebend war, zu folgen haben. Eine
Inschrift in der Eingangshalle besagt, daß die
Ausstellung dem Kaiser, anläßlich der Feier
seiner sechzigjährigen Regierung, elf Jahre
nach dem Tage, da die Vereinigung gegründet
wurde, zugeeignet ist. Darum hat man ausschließlich
Oesterreicher und ihre Arbeiten
in besonders strenger Wahl aufgeboten, darum
auch hat man das Haus festlich erneuert. Aber

auch durch diese Ausstellung wird der Beweis
erbracht, daß der Kampf um die künstlerische
Meinungsäußerung in verschiedenen
Richtungen noch fortdauert, und daß die Monumentalmalerei
immer noch zögert, nach
den Problemen, wie sie Massenaufzüge auf
der Straße oder das Treiben in Seehäfen
und anderen Stätten der regen Tatkraft darbieten
, als nach miterlebten Zeugnissen der
Epoche zu greifen. Der Realismus findet bei
kleineren Naturausschnitten sein Genügen, die
Landschaft allein weitet ihm das Herz. Seitab
führen solche Erwägungen, während man doch,
just im vorliegenden Falle, vielen ohne Vorbehalt
tadellosen Gemälden begegnet und gar
bei den Bildhauern alle Wünsche aufs schönste
erfüllt sieht.

Tafelbilder, sei es welchen Umfanges und
welcher Farbenstimmung immer, sind leichter
zu günstiger Wirkung zu bringen als Skulpturen
, zumal wenn sie in kolossalischer Größe

Die Kunst für Alle XXIII. 17. 1. Juni 1908.

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in


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