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NEUE KUNSTLITERATUR
Meisterwerke des städtischen Museums
zu Leipzig, im Auftrage des Rates der Stadt Leipzig
herausgegeben von Theodor Schreiber, Direktor des
Museums der bildenden Künste. München, Verlag
F. Bruckmann A.-G. Preis 60 M.
Fast alle großen deutschen Gemäldesammlungen
verdanken ihren Ursprung fürstlichem Kunstsinn
und Sammeleifer. Vor den Fürsten waren die Geistlichen
die Mäzene der Kunst gewesen, und erst
nach der französischen Revolution und nach dem
Hochkommen des dritten Standes traten die Bürger
in die Reihen der Kunstpfleger ein. Wie das
Städelsche Museum zu Frankfurt a. M. und das
Wallraf-Richartz-Museum zu Köln ist auch das
städtische Museum der bildenden Künste zu Leipzig
eine Schöpfung bürgerlichen Gemeinsinns. Seine
Anfänge fallen zusammen mit der Gründung des
Leipziger Kunstvereins im Jahre 1837, der damals
sofort beschloß, den drittenTeil seiner Reineinnahme
dazu zu verwenden, »Kunstwerke jeder Art anzukaufen
, um nach und nach ein Museum der Stadt
Leipzig ins Leben zu rufen«. Im gleichen Jahre
wurde auf der ersten Ausstellung des Vereins das
erste Gemälde >Verbrecher in der Kirche« von dem
Düsseldorfer Wilhelm Heine erworben. Durch
Schenkungen und Vermächtnisse wuchs die Sammlung
rasch an. Namentlich erwarb sich Konsul
Adolf Heinrich Schletter große Verdienste, indem
er zu Lebzeiten wiederholt Bilder schenkte, dann
aber durch Testament — er starb am 19. Dezember
1853 — dem städtischen Museum seine gesamten
Kunstschätze, zugleich auch ein wertvolles Grundstück
vermachte, beides unter der Bedingung, daß
die Stadt binnen fünf Jahren ein würdiges Gebäude
für die vereinigten Sammlungen ankaufe oder neu
erbaue. Das wurde der Anlaß zum Bau des Leipziger
Museums, das am 18. Dezember 1858 seiner
Bestimmung übergeben wurde. Anfang der 1880er
Jahre wurde das Museum auf Kosten des Hofrats
Dr. Theobald Petschke um zwei Flügel erweitert.
Dieser stiftete auch ein Kapital, aus dessen Zinsen
Kunstwerke angekauft werden sollten, auf daß das
Museum neben Werken der Renaissance immer
mehr und mehr einen möglichst vollständigen Ueber-
blick der Leistungen der hervorragendsten Maler
und Bildhauer seit etwa der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts bis in die neueste Zeit darbiete.
Zu diesen großartigen Stiftungen haben sich eine
FERDINAND KRUIS WINTERABEND
Frühjahrsausstellung der Wiener Secession
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