http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0492
ADOLF VON HILDEBRAND
Ausstellung der Berliner Secession
RELIEF
DIE FÜNFZEHNTE AUSSTELLUNG DER BERLINER SECESSION
Von Robert Schmidt
An den Anschlagsäulen Berlins prangt wieder
das prächtige Plakat von Th. Th. Heine
mit dem schwarzen Bären und der grünen
Frau: die Secessionisten wollen wieder einmal
Rechenschaft ablegen von dem, was sie
im Verlauf eines Jahres gearbeitet haben, wie
sie sich entwickelt, welche neuen Werte sie
gefunden haben. Im großen und ganzen sind
es die von den letzten Ausstellungen her bekannten
Namen, denen wir im Katalog begegnen
, aber natürlich hat sich auch diesmal
die Secession eine Anzahl von Gästen eingeladen
aus dem Reich und von außerhalb,
namentlich aus Paris. Nach dem Sprichwort:
,,Sage mir, mit wem du umgehst, so will ich
dir sagen, wer du bist", sollte man glauben,
auf eine gewisse innerlich gefühlte Wesensverwandtschaft
zwischen den Gastgebern und den
Gästen schließen zu können, und man muß
also annehmen, daß die Secession ihr eigenes
künstlerisches Niveau nach dem taxiert, was
sie für würdig befindet, in ihre Reihen aufgenommen
zu werden.
Wer sind nun die Geladenen? Auf der
einen Seite ist's ein großer Toter, dessen
Werk wir schon einigermaßen mit historischer
Objektivität übersehen können: Wilhelm
Leibl. Mehr als ein Saal ist ihm eingeräumt
, und Skizzen, Studien und ausgereifte
Bilder geben einen köstlichen kurzen
Ueberblick über sein ganzes Schaffen. Und
wieder staunen wir voller Hochachtung über
den enormen künstlerischen Ernst und diese
unerbittliche Strenge sich und dem Objekt
Die Kunst ftlr Alle XXIII. 18. 15. Juni 1908
409
52
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0492