Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 428
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-5-S^> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <&$*^

ausgestellt. Von gestorbenen Meistern seien genannt:
Daumier, dessen geistreiche Art in einigen lavierten
Federzeichnungen voll zum Ausdruck kommt,
und van Gogh, von dem mehrere ganz frühe Blätter
in ihren festen Silhouetten schon eine Vorahnung
seines späteren Stiles geben. Von modernen Künstlern
sind vertreten Corinth mit lebensvollen Figurenskizzen
, Orlik mit Erzeugnissen seiner Japanreise,
Leistikow, Skarbina, Slevogt und viele andere
mit guten, bezeichnenden Blättern. Von Liebermann
hängen sehr verschiedenartige Studien da, unter ihnen
zwei ganz wundervolle Flachlandschaften, die im
Ton und in der verblüffend sicheren Tiefenwirkung
einen Vergleich mit ähnlichen Werken Rembrandts
nicht scheuen brauchen. r. schm.

DUDAPEST. Die Frühjahrs-Kunstsaison begann
hier mit großem äußerlichem Lärm, leider können
wir von ihrem inneren Wert recht wenig aussagen.
Bei Könyves-Kdlmdn machten wir die Bekanntschaft
eines in München zurückgezogen lebenden Künstlers
Koloman Dery. — Im National-Salon stellen das
Ehepaar Paczka aus, die Frau (geb. Wagner) ist
als Graphiker längst bekannt, in letzterer Zeit treibt
sie aber sogenannte moderne Malerei; der Mann trat
in den siebziger Jahren hauptsächlich in Paris auf
und erweckte viele Hoffnungen. Aus dieser Zeit
stammt das in seiner Einfachheit packend wirkende
Sarasate - Porträt. Nach langen Irrjahren fand er
endlich wieder Ruhe und trachtet in seinen Interieurs

G. HENGSTENBERG

Ausstellung der Berliner Secession

ATHLET

den Klang der Farben und die Feinheit der Lufttöne
zu harmonisieren. — In der Urania haben in kunstgewerblichen
Interieurs junge Künstler ausgestellt.
Unter dem Präsidium Rippl-Rönai haben sie sich
unter dem Titel >Mühely« (Werkstatt) gruppiert.
Nicht sie haben den bereits erwähnten Lärm verursacht
, sondern die Frühlingsausstellung des Künstlerhauses
, wo moderne Meister und junge Moderne
zurückgewiesen wurden, aus Rache dafür, daß im
Winter die anerkannten Meister — zu einer Gruppe
vereint — eine, wie berichtet, glänzende Separatausstellung
machten. Die Jungen machten einen Salon
des Refuses und es stellte sich heraus, daß sie mit
ebensoviel Recht hätten ausgestellt werden sollen,
als die im Künstlerhaus befindlichen jungveralteten
oder akademisch fühlenden Jungen. Es ist bezeichnend
, daß man einen, im vorigen Jahre noch Münchener
Akademiker, Julius Glatter als Star betrachten
muß. Mark, Katona und Mannheimer haben sich
aber leider hierher verirrt.— Noch größeres Aufsehen
erweckten jedoch die Vorkommnisse bei der Kossuth-
Denkmal-Konkurrenz, wo die Sachverständigen (unter
ihnen Professor Hildebrand) von den Laien — unter
Führung des Ministers Franz Kossuth — überstimmt
wurden. Auf diese Weise wurde der Preis einem
grabdenkmalähnlichen und noch dazu sehr schwachen
Entwurf von Horvay zugesprochen. Die Konkurrenz
war recht öde. Alle Entwürfe sind voll von Panop-
tikumeffekten, nur die Kossuthgestalt von Kallös
war maj.estätisch. Natürlich hat dies niemand bemerkt.

dr. b. l.

A/IÜNCHEN. Die Adolf STÄBLi-Ausstel-
lung der Kunsthandlung Walter Zimmermann
bringt etwa vierzig Landschaften des
Schweizer Künstlers. Seit der Gedächtnisausstellung
, die Toni Stadler kurz nach Stäblis
Tod (21. September 1901) im Kunstverein veranstaltete
, ist das die erste größere Ueber-
schau über das Werk des Meisters. Freilich
vermissen wir Stäblis Frühwerke, die Arbeiten
aus der Zeit, da er noch mit Thoma zusammen
bei Schirmer in Karlsruhe arbeitete, und
dann aus der Frühzeit in München, wohin er
1868 dauernd übersiedelte, und wo er dem
Viktor Müller- und Leibi-Kreis nahestand.
Immerhin sind einige frühere Arbeiten da,
z. B. die Spaziergänger auf der Wiese, ein
fast altmeisterlich anmutendes Stück, das ganz
von ferne an die Art Karl Haiders anklingt.
Stäbli hatte das Beste seiner Kunst aus sich
selbst, es ist aber doch unverkennbar, daß ihm
das Studium der Meister aus dem Fontaine-
bleauer Wald viel gab und ihn vielleicht auf den
rechten Weg wies. Er wurde neben Lier der
deutsche Vorkämpfer des »Paysage intime«.
Doch wirken Stäblis Bilder großzügiger als
die Liers, wie denn der Künstler selbst eine
großartige, ins Weite strebende Natur war;
selbst die bittere Not des Alltags konnte ihn
nicht abhalten, dem Ziele zu folgen, das er
für das rechte hielt. Dem Sezessionismus
hat Stäbli trotz seiner ausgesprochenen Dunkelmalerei
vorgearbeitet, insoferne nämlich,
als er das Recht der individuellen Freiheit in
der Kunst mit Nachdruck vertrat. Uebrigens
steht ein Bild wie das bei Zimmermann gezeigte
der sturmgepeitschten Bäume vor dem
schweren Gewitterhimmel auch in der äußeren
Erscheinung der Kunst der Sezession nahe.-—
In der Modernen Kunsthandlung zeigt einer
von der »Scholle«, Walter Püttner, zum
erstenmal eine größere Anzahl seiner Gemälde
und Zeichnungen. Püttner ist ein kalter,

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