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uns von
einer bis ins
Mark deutschen
Kunst gegeben
worden wäre, wenn
man dem Meister die
Gestaltung desRaumes
und die Schaffung von
Flächen überlassen hätte,
dieseinen Wünschenganz
zugesagt hätten. Welch
ein Bekenntnis hätte von
den Hochwänden einer
schlichten Basilika zu uns
sprechen können — und wie
müssen wir in der Friedenskirche
jeden Blick erkämpfen
und erhaschen!
Abgesehen von diesem
Wunsche, dessen Erfüllung
vielleicht der nächsten
Zeit vorbehalten
bleibt, ist die meisterliche
Art, mit der Gebhardt die
lokalen Schwierigkeiten
zu überwinden wußte, eine
bewundernswerte. Es ist
hier nicht der Platz, eine
Kontroverse auszuspin-
nen, über die Berechtigung
des religiösen Wandbildes
im protestantischen Gotteshause
, noch über die
Verwendung der gemalten
Historie als Raumdekoration
. Wahre Kunst hat
ohne Zweifel überall das
Recht, sich so auszusprechen, wie es ihr be-
hagt und da, wo sie dem gegebenen Zwecke
unterstützend zur Seite tritt, sollte man sie
freudigen Herzens begrüßen.
In Loccum hat Gebhardt den Kollegiensaal
des Klosters mit Bildern aus dem Leben Jesu
geschmückt, in der Friedenskirche zu Düsseldorf
treten zu dengleichen heiligen Geschichten
noch Darstellungen aus dem Alten Testamente.
In der örtlichen Anordnung ist die geistige Be-
EDUARD
VON GEBHARDT
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ziehung
der gewählten
Bilder aus
dem Leben des
Moses zu denen aus
der Passion in der Art
klar ausgesprochen
worden, daß die „Berufung
Moses" dem „Einzug
Christi in Jerusalem
", dem „Eifer Moses
für das Volk" (Abb.
S. 455) „Jesu Eifer für
den Tempel" (Abb. S.453),
der „Stillung des Durstes"
die „Speisung im Abendmahl
" (Abb. S. 448) und
dem „Tod des Moses"
„Jesu Todesringen in Gethsemane
" (Abb. S. 452)
gegenüber gestellt ist. *)
Diese großen Monumentalbilder
zieren ausschließlich
das Schiff der Kirche.
Sie sind zunächst an den
Stirnwänden zu beiden
Seiten der Chorpartie angebracht
, links „Johannes
der Täufer" (Abb. S.442),
rechts „Die Verklärung"
(Abb. S. 443). Dann hat
auf der gegenüberliegenden
Orgelwand die „Bergpredigt
" (Abb. S. 437)
Platz gefunden. Obschon
auch hier durch die Nische
der Orgelbühne die Wandfläche
geteilt ist, hat Gebhardt die Darstellungen
zu beiden Seiten der Oeffnung doch einheitlich
zusammengefaßt, indem er auf der einen
die Predigt Jesu inmitten einer großen Schar
von Zuhörern beginnen ließ, deren Massen
sich dann noch über die ganze jenseitige Fläche
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TRIUMPHBOGEN IN
DER FRIEDENSKIRCHE
*) Eine sehr anschauliche Erläuterung der Bilder
gibt Pfarrer Rudolf Burckhardt im Juniheft 1907 des
»Christlichen Kunstblattes für Kirche, Schule und
Haus<, herausgegeben von David Koch.
Die Kunst für Alle XXIII.
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