Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 446
(PDF, 165 MB)
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-sr4sö> EDUARD VON GEBHARDT ~(^=^

EDUARD VON GEBHARDT« STUDIENKOPF (NATH

IM ABENDMAHL VON

hinziehen. Die zwischen den Fenstern der
Seitenwände stehen gebliebenen Pfeiler ergaben
den Platz für die bereits erwähnten
alt- und neutestamentarischen Bilder.

In scharf ausgesprochener Scheidung ist die
Trennung zwischen dem Hause der Gläubigen
und dem Presbyterium, dem Chore, erfolgt.
Um die Scheidung augenfällig zu machen, ist
die Dekoration der Apsis gegenüber der realistischen
Darstellungsweise im Langhause nach
stilisierenden Prinzipien erfolgt; damit jedoch
nicht genug, hat Gebhardt auf den Leibungen
des trennenden Triumphbogens den Maßstab
gewechselt, als er in bedeutend größeren Verhältnissen
die Figuren der zwölf Apostel darauf
anbrachte (Abb. S. 441). Sie umgeben die Dreieinigkeit
, — im Scheitelpunkte des Triumphbogens
Gottes Schwurhand, flankiert von den
Gestalten des Tages und der Nacht, darunter
die Taube, die sich auf den Gekreuzigten, der
als plastische Figur in der Choröffnung hängt,
niederläßt.

Stilisierte Darstellungen finden sich auch
in der Vorhalle der Kirche, wo sie lediglich
dekorativen Zwecken dienen, durch ihre Symbolik
aber auf die Darstellungen im
Innern des Gotteshauses vorbereiten.
„Das gelobte Land", „Israels Zug
durch die Wüste" und „Das eherne
Meer" stehen hier im Mittelpunkte,
daneben die symbolischen Tiergestalten
des Löwen und des Greifen.

Der Schwerpunkt des ganzen Werkes
liegt selbstverständlich in den
Wandgemälden des Hauptschiffes, die
auch in den verkleinerten Abbildungen
noch für sich sprechen. Hier haben
wir Gebhardtsche Kunst in ihrer reinsten
und kraftvollsten Aeußerung. Wie
ein gewaltiger Orgelton braust der
farbige Akkord durch den Raum. Mit
der Gewinnung des richtigen Standpunktes
geht die ganze Herrlichkeit
der im schönen Schein verklärten
Welt auf, einer Welt, die uns mit
allem, was auf ihr lebt und webt, abstrakt
, gewissermaßen in ihren Grundelementen
gegeben, die durch den
gedankentiefen Reichtum einer Religion
der Liebe veredelt wird. Die
subtilste Differenzierung, die schlagendste
Gegensätzlichkeit spricht uns
an, — verstecktes Leid und jubelnde
Lebensfreude ziehen an uns vorüber
mit all dem Weh, das keinem erspart
, mit aller Lust, die uns vergönnt
ist. Als Mensch spricht Gebhardt
zum Menschen, — als ein
Mensch, dessen Liebe in den Erfahrungen des
Lebens immer reicher wurde und in freundlichem
Verstehen ausklingt.

Wer in den Gesichtern der hier dargestellten
Menschen zu lesen weiß — und wer sollte es
nicht, da sie so lebhaft auf uns einsprechen
—■ der rückt ein gutes Stück der Erkenntnis
und damit der Weisheit letztem Schlüsse näher,
der liebevollen Duldung. So ist Gebhardt mit
seiner Kunst nicht nur ein dramatischer Schilderer
, ein neuer Erklärer der heiligen Geschichten
, sondern auch ein Lenker zur Einkehr
, dessen Lehre die Gemeinde, die ihn
beherbergt, niemals wird überhören können.

In der siebenjährigen Schaffenszeit für die
Friedenskirche hat Gebhardt, gleichsam, um
durch Ablenkung auf andere Stoffe sich auszuspannen
, wiederholt das ihm lieb gewordene
Thema der gelehrten Disputation behandelt.
Eins der köstlichsten Bilder dieser Art ist
das 1901 entstandene, im Besitze des Geh.
Rats Prof. Dr. Jäger in Bonn befindliche „ Verba
magistri" (Abb. Jahrg. 1901/2, S. 213). Eine
„Streitfrage" aus dem Jahre 1902 ist aus dem
Besitze der Kunsthandlung Pfaffrath in Düssel-

ANAEL
1870) «

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