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dorf in Frankfurter Privatbesitz übergegangen.
Im selben Jahre entstand der „Christus auf dem
Meere" (Abb. Jahrg. 1901/2, S.554), denKom-
merzienrat Giradet vor kurzem dem städtischen
Museum in Essen geschenkt hat; eine
Studie dazu besitzt der bekannte Düsseldorfer
Kunstfreund und Sammler Prof. Georg Oeder,
in dessen vornehmer Galerie zahlreiche —
und zwar die schönsten — Studien Gebhardts
zu finden sind.
Aber erst nach Erledigung der Arbeiten in
der Friedenskirche fand der Meister die Muße,
sich mit ganzer Kraft wieder im Staffeleibilde
zu betätigen. Seit 1906 sind verschiedene
Frauengestalten entstanden, zu deren Köpfchen
er mit unendlicher Liebe dem leisen
Aufundab der bewegten Flächen des Gesichtes
nachgegangen ist. Die Düsseldorfer
Ausstellung von 1907 zierte ein „Johannes
im Kerker" (Abb. Jahrg. 1907/8, S. 86), es
folgte der „Tod des Lazarus" aus der Sammlung
Oeder. Das letzte vollendete Werk
„Der verlorene Sohn" (Abb.
S. 435) macht gegenwärtig auf
der Berliner Kunstausstellung
berechtigtes Aufsehen und schon
hat der Meister ein neues Bild
„Christus bei Maria und Martha"
begonnen, das ebenfalls eine
Perle Gebhardtscher Charakterisierungskunst
zu werden verspricht
.
So schafft der Meister mit ungebrochener
Kraft weiter, — möchten
seinem rastlosen Schaffen
noch viele segenbringende Jahre
beschert sein, ihm zur Freude und
der deutschen Kunst zum Heile.
VON SLAVISCHER KUNST
Im Mai wurde in Agram die dritte südslavische
*• Kunstausstellung des Vereines >Lada< eröffnet.
An der Ausstellung nahmen 21 kroatische, 13 serbische
, 25 bulgarische und 7 slovenische Künstler
teil; darunter sieben Bildhauer, die übrigen Maler. —
Unter den bisherigen südslavischen Kunstausstellungen
präsentiert sich die diesjährige am europäischsten
; sie würde schon äußerlich einer jeden
der bekannten Kunststätten Europas zu Gesichte
stehen. In der Mitte der vom Architekten Kovaöic
geschmackvoll ausgestatteten Ausstellungsräume,
unter der Kuppel, wurden die Skulpturen untergebracht
. Den Mittelpunkt bildet hier die große Bronzestatue
, der »Kampf« betitelt (Fischer mit Schlange,
Entwurf für einen Brunnen), vom serbischen Bildhauer
Sima Roksandic. Den Löwenanteil an Skulpturen
lieferten auch in diesem Jahr der Kroate Fran-
ges und der Serbe Gjoka Jovanovic, beide heute
wohl die hervorragendsten Vertreter ihres Kunstzweiges
unter den Südslaven; es seien hier nur
die bronzene »Flucht nach Aegypten« des ersteren
und Jovanovics neustes Werk >Die Trauer«, aus
Marmor, herausgegriffen, ferner ein anmutig entworfener
Kinderkopf in Marmor des einzigen hier ausstellenden
bulgarischen Bildhauers Nikolow, und
„Man hat oft die Frage an mich
gerichtet, warum ich denn die biblischen
Bilder in altdeutschem Kostüm
male; ja wie denn? Sollte ich etwa
weiter malen wie die Nazarener? Anfangsdachte
ich auch nicht anders, aber
meinen hausbackenenMenschenwollten
die konventionellen Gewänder partout
nicht passen. Ja, sagten die klugen
Menschen, ich sollte es doch so malen,
wie es gewesen ist, es ist doch im
Orient passiert, das ist doch ein
Anachronismus, den ich begehe. Merkwürdig
! Noch nie hat ein Mensch es
zustande gebracht, in der Form des
Orientbildes ein andächtiges Bild zu
malen, warum verlangt man denn das
von mir? Malen wir denn nicht als
Deutsche für Deutsche?"
Eduard von Gebhardt
eduard von gebhardt heimführung
Photographieverlag von Franz Hanfstaengl, München
Die Kunst für Alle XXIIl 449 57
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