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~ö»4sö> AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <^^-
besitz. Die Altbergische Abteilung, mit deren Einrichtung
der fachmännische Leiter des Vereins, Herr
Dr. Reiche, und der Schriftführer des Rheinischen
Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz, Herr
Dr. F. W. Bredt, betraut wurden, umfaßt eine große
Anzahl ausgesuchter Hausmöbel und künstlerische
Gebrauchs- und Luxusgegenstände vom Ende des
17. Jahrhunderts bis zur Mitte des vorigen und sucht
ein Bild von der Wohnungsausstattung der alten
Bergischen Häuser vom Barock- bis zum Biedermeierstil
zu geben. Dank dem Entgegenkommen
vieler Bergischer Familien aus Barmen, Elberfeld,
Remscheid, Badevormwald, Solingen, Wermelskirchen
, Wipperfürth usw. ist es gelungen, eine recht
stattliche Ausstellung zusammenzubringen. — Die
Abteilung moderner Kunstwerke aus Barmer Privatbesitz
bringt hauptsächlich Gemälde aus den letzten
30 Jahren und findet ihren Glanzpunkt in den bekannten
beiden Sammlungen Toelle, die Hauptwerke
unserer ersten modernen Meister enthalten.
eduard von gebhardt gethsemane
Wandgemälde in der Düsseldorfer Friedenskirche
DERLIN. Eine Kollektivausstellung zweier eng-
lischer Künstler steht im Mittelpunkte der diesmaligen
Darbietungen bei Schulte. Charles Ricketts
und Charles H. Shannon, Lehrer und Schüler,
stellen sich gemeinsam vor. Repräsentieren sie die
moderne englische Kunst? Ich glaube nicht. Das
spezifisch englische Element kommt mehr in den
Werken des Schülers zum Durchbruch als in denen
des Lehrers, der eine allzu grüblerisch-heißblütige
Seele verrät. Bei der schweren, durch kaltes Violett
aufgelichteten Farbengebung, die an Tintoretto
erinnert, spricht aus seinen meist biblischen Darstellungen
ein Charakterzug, der sich dem Wesen
eines William Blake nähert, während Shannon das
Präraphaelitenfieber noch nicht ganz überwunden hat.
Seine Akte und Aktzusammenstellungen haben nichts
als ein Scheinleben in sich, und man möchte wünschen
, daß der Künstler sich ganz dem Porträtfach
zuwenden möchte, worin er, wie zwei Proben beweisen
, Ausgezeichnetes leisten kann. Die Bronzen,
die Ricketts gleichfalls ausstellt, gehören ganz in
die beliebte Kategorie, die man auf »seelischen Impressionismus
« taufen möchte. — Unter den Werken
von Fritz Rhein fallen einige gute, scharf gefaßte
Porträts auf; ebenso ist ein Damenbildnis das Beste,
was von Max Köppen (Magdeburg) vorgeführt wird.
Zwei Süddeutsche, Gilbert von Canal (München)
und Walter Strich-Chapell (Sersheim), ein Schüler
Schönlebers, treten mit guten Landschaften auf
den Plan, zeigen aber nicht eine so persönliche
Stimmungswelt, als sie in den feinempfundenen märkischen
und holsteinischen Bildern zum Ausdruck
kommt, die Max Zaeper (Berlin) geschickt hat.
Im höchsten Grade erfreulich ist die Ausstellung
holländischer Künstler, die uns im Künstlerhaus geboten
wird. Kein einziges Werk ist ein »Schlager«,
aber das Niveau ist ein so gleichmäßig gutes, daß
man die größte Hochachtung bekommt vor der durch
eine stolze Tradition gefestigten Kultur, die immer
noch den ehrlichen Willen zur Kunst vor die Herausarbeitung
der wertgeschätzten eigengearteten Persönlichkeit
stellt. Trotz aller Verschiedenheiten im
einzelnen, trotz aller kräftig modernen Töne, die
angeschlagen sind, kann man da wirklich von einer
holländischen Schule sprechen. Natürlich überwiegt
die Landschaft, die See, die Weide, die Gasse; sehr
wenige Porträts dazwischen. Von Josef Israels
sind zwei bezeichnende graue Bilder da, von G. H.
Breitner ein vorzügliches großes Straßenbild. Willem
Maris und Mesdag sind vertreten, allerdings
nicht mit Werken ersten Ranges, wie man sie im
Haag im Mesdag-Museum schätzen lernt. Wundervoll
tonig und weich wirken einige Landschaften von
H. J. van der Weele und Th. de Bock, während
der »Schützenhof in Haarlem« von A. L. Koster
in strahlender Sonne und in hellsten Farben glänzt.
Ueber den Städtebildern von Evert Moll lagert
die weiche dunstige Atmosphäre, die nirgends mit
der Berechtigung hervorgehoben wird, wie eben in
den niederländischen Küstenstrichen. Die Bilder
von S. Bisschop-Robertson — Interieurs(Genre-
bilder im besten Sinne des Wortes!) und Stilleben —
haben den schweren, schwarzen Grundton wie etwa
die Spätwerke von Frans Hals. Die Skulpturen, die
Charles van Wyk und A. Hesselink geschickt
haben, zeugen mehr von guter Beobachtung als von
ausgeprägtem Stilgefühl.
Das verblüffende Phänomen der Kunst Goyas
kann uns hier in Berlin zwar schon durch ein paar
Meisterwerke im Kaiser Friedrich-Museum klarwerden
, aber gerade sie erwecken den Wunsch, den
Spanier näher kennen zu lernen. Jetzt zeigt uns
neben einer großen Zahl von Handzeichnungen der
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