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-5t4sö> DIE JUBILÄUMSAUSSTELLUNG IM WIENER KÜNSTLERHAUS <^=^
auch die „Waldmüller-Büste" von Rathausky
(Abb. S. 458) bestimmt. Die kecke „Siegerin"
von Hegenbarth (Abb. S. 478) bildet ein
pikantes Gegenstück zur „Jugend" von Gustav
Jekel (Abb. S. 472), einem Debütanten. Für
einen Wiener Brunnen bestimmt ist der „Liebe
Augustin" von Hans Scherpe, im Maßstab
etwas aufgedonnert, aber mit gutem Humor
erdacht; nach Innsbruck kommt das „Adolf
Pichler-Denkmal" von Edmund Klotz, eine
realistische Porträtfigur des greisen Dichters.
Artur Strasser bestätigt mit der Bronzegruppe
„Kleopatra erscheint vor Marc Antonius
als Aphrodite" (Abb. S. 473) seine alte
Vorliebe für athletische Formen und für farbige
Wirkung, auf logische Verwendung des Materials
ebenso bedacht wie Franz Zelezny, der
Holzschnitzer; er geleitet zur Kleinplastik,
deren einem Gebiet, dem der Medaillen und
Plaketten, ein eigenes Kabinett vorbehalten
ist, mit den gediegenen Arbeiten vonHujER,
Hans Ofner, Stephan Schwartz, Lengsfeld
(zarteElfenbeinreliefs)undK.M.ScHWERDTNER.
Daß Karl Wollek in dem Reiterstandbild des
Kaisers (für Jägerndorf) in bemerkenswerter
Weise von dem hergebrachten Schema abweicht
, ist schon aus dem Hilfsmodell zu erkennen
. Ungezwungen in der leicht vorgebeugten
Haltung des Monarchen, ebenso
realistisch das ruhige Pferd, läßt doch der
große Fluß der Umrisse und die stilisierende
Modellierung das Monumentale nicht vermissen
.
GEDANKEN ÜBER KUNST
„Mit einem Kunstwerk muß man sich verhalten,
wie mit einem großen Herrn; nämlich sich davor
hinstellen und warten, daß es einem etwas sage.
Schopenhauer fAus Corinths Erlernen der Malerei)
*
> Wenn ein Maler mit all seiner Kraft, die ihm
zu Gebote steht, an einem Werke arbeitet, so werden
Sachen darin enthalten sein, die ein anderer nicht
machen kann*.. Lenbach
*
Der Beschauer fragt sich, ob es Beleuchtungseindruck
war, der den Maler veranlaßte, gerade dieses
Bild zu malen. Dadurch kommt er darauf, den
Lichtverhältnissen seine Aufmerksamkeit zu schenken.
Von wo kommt das Licht? Sind Schatten vorhanden
? Wo steht die Sonne? Ist die Luft trocken?
Wie würde das Bild aussehen, wenn der Ausgangspunkt
des Lichtes etwas weiter nach links oder rechts
gerückt würde? Hat überhaupt der Maler eine klare
Lichtvorstellung gehabt oder war ihm das Licht gleichgültig
? In welcher Weise verändert der Lichtstrahl
die Farbe? Friedrich Naumann
*
Ein Bild enthält nichts Uebernatürliches, es führt
aber die Phantasie in solches hinein. w. steinhausen
hugo darnaut
Jubiläumsausstellung im Wiener Känstlerhaus
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abend am flusse
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