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VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <^=^
RUDOLF QUITTNER
DIE SCH LEUSE
Jubiläumsausstellung im Wiener Künstlerhaus
Alfred So hn-Rethel,W.Ophey und Julius Bretz.
Zu ihnen gesellte sich noch Joseph Olbrich, der
gegenwärtig hier den großen Tietz-Neubau macht.
Es war das Qualitätvollste, was seit geraumer Zeit hier
an wirklich moderner, nicht etwa bloß sensationslüsterner
Kunst geboten wurde. Eine kleine und feine
Ausstellung von einer seltenen Einheitlichkeit und
malerischen Schönheit. Es ging ein belebender, herber
Zug durch diese Malerei; Licht, Luft und leuchtende
Farbenfreude strömten von den hellen Wänden uns
entgegen. Der letzte Rest jener zagen Rückständigkeit,
an die man immer noch gern bei dem Nennen Düsseldorfs
denkt, erschien überwunden. Hier hätten
wir ein Zentrum, einen glücklichen Kristallisationspunkt
, an den andere potente Kräfte, ältere und
jüngere, sich angliedern können und werden, um
ein künstlerisches Neu-Düsseldorf zu bilden, das mit
gutem Gewissen und ruhiger Zuversicht den Wettstreit
auch mit den fortgeschrittensten Künstlervereinigungen
Berlins und Münchens aufnehmen kann.
Wenn je, so ist jetzt die Gelegenheit gegeben, einen
mächtigen Schritt vorwärts zu tun in der Förderung
unserer berechtigten Interessen als Kunststadt, g.h.
l/'ARLSRUHE. Kunstverein. Willy Hammacher-
Berlin ist einer unserer besten Marinemaler,
dessen Streben dahin geht, das Farbenspiel gedämpfter,
dunstiger Beleuchtungsstimmungen charakteristisch
wiederzugeben, worin ihm übrigens unser einheimischer
Künstler Rudolf Hellwag entschieden
überlegen ist. Unter den modernen Schweizer Meistern
ragt der Berner Max Buri beträchtlich hervor
in seinem derbrealistischen, ungebrochenen Kolorit
und der lebensvollen, volkstümlichen Charakteristik,
die auch Helene Beckerath in den von Cottet
und Simon stark beeinflußten»Bretonisehen Fischern«
mit mehr oder weniger Glück zu erstreben versucht.
Eine recht schwache, äußerliche und oberflächlich
virtuosenhafte Leistung ist die große Figuren-Kollektion
des Berliners Schad-Rossa, die nur für
den Großstadtkitzel ausschließlich berechnet ist. Trefflich
sind dagegen die Landschaften und Tierstücke
des bekannten Zügelschülers Sch ramm-ZiTTAU-Mün-
chen, namentlich seine, ganz im Stile des neuesten
Pariser Impressionismuskonzipierten Straßenszenen.
Auch über die Arbeiten der Karlsruher Künstler,
wie Luntz, Osthoff, des talentvollen Dillschülers
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