Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 478
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-*^> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <^=^

Wilh. Volz insbesondere, des Trübnerschülers J.

schold, F. doerr, K. boehme Und änt. engelhard
ist nur Rühmenswertes zu berichten. Berechtigtes
Aufsehen erregt die gemeinsame große Ausstellung
der beiden hervorragenden Mitglieder der
Münchner Künstlergruppe >Die Scholle«, Walter
Georgi und R. Max Eichler, die in jeder Hinsicht
in der Fülle der Gestaltungskraft und der Farbenfreudigkeit
zu den besten Darbietungen gehört, die
der Badische Kunstverein uns seit längerer Zeit zur
Schau geboten hat.

1V/I ÜNCHEN. Auf der Ausstellung »München 1908<
hat man ein kleines Museum eingerichtet, das
als Vorbild für das Museum einer Stadt von mittlerer
Größe und ohne gerade bedeutende Mittel für
Kunstzwecke gedacht ist. Dem künsterischen Arrangeur
dieser Ausstellungsgruppe, Professor Benno
Becker, ist es gelungen, zu zeigen, wie man auch
mit verhältnismäßig wenigen, aber geschickt und
sorgfältig ausgewählten Kunstwerken einen vorzüg-

ernst hegenbarth die siegerin

Jubiläumsausstellung im Wiener Künstlerhaus

liehen Ueberblick über die zeitgenössische Kunst
geben kann. Die vornehme Beschränkung in der
Zahl der Werke bringt es sogar mit sich, daß eine
wesentlich intensivere, nachhaltigere Wirkung der
Kunstwerke eintritt als bei reich und gut beschickten
Kunstausstellungen, die stets etwas Verwirrendes
und Ermüdendes für die große Mehrzahl der Besucher
haben. Dieses liebenswürdige »Museum«
begnügt sich mit zwei Bildersälen, einer sehr geschmackvoll
aufgemachten Abteilung für Graphik
und einem Raum für Plastik. Die Bildersäle beherbergen
etliche dreißig Gemälde. Von Aelteren
sind nur Böcklin und Leibl vertreten als jene
beiden, auf welche alle neue Kunst zurückgeht. Von
Böcklin ist leider nur ein Stück von geringerem
Werte da, »Kämpfende Kentauern«, von Leibi gleichfalls
nur ein kleines, nicht gerade erstrangiges Herrenbildnis
, aber es ist doch ein »Leibl< durch und durch.
Ganz seltsam mutet ein Gemälde von Defregger
an, das eigentlich als reine Landschaft anzusprechen
ist, denn der Bergsteiger kann doch wohl nur als
Staffage angesehen werden. Fritz von Uhde hat
ein älteres Bild geschickt, das farbig sehr delikate
»Kind mit zwei Puppen« vom Jahre 1885. Auch
Habermann hat weit zurückgegriffen, das ganz dunkel
gemalte, sehr charakteristisch aufgefaßte Damenbildnis
dürfte wohl aus der Zeit stammen, da er von
Piloty sich abwandte und dem Ruf der eigenen Art
zu folgen begann. Von Stuck stammt eine Wiederholung
des »Bösen Gewissens«, von Ludwig
Herterich ein Figurenbild aus dem Jahre 1890,
das hinsichtlich der Koloristik die damalige Marschroute
des jungen Sezessionismus erkennen läßt.
Die meisten anderen Bilder geben zu besonderen
Bemerkungen keine Veranlassung. Erfreulich ist,
daß auch die jüngere Malergeneration Aufnahme
fand, allerdings nur in Erprobten und >Galeriereifen<
wie Fritz Erler, H. von Heyden, Julius Diez und
Zumbusch. — Der Plastiksaal ist etwas matt, da
muß man schon um ein paar Säle weiter gehen,
wo man Hildebrands vortrefflichen Brunnen sieht
oder ins Freie treten, wo die Plastik ihrem ursprünglichen
dekorativen Zweck zurückgegeben ist. Vorzüglich
ist die graphische Abteilung, doch ist hier
das Prinzip des Nur-Münchnerischen mehrfach durchbrochen
. Denn man findet dort nicht nur vorzügliche
ältere japanische Farbenholzschnitte, sondern
auch Arbeiten von Toulouse-Lautrec, Klinger, Greiner
, Stauffer-Bern, E.M. Geyger, Böhle, HansThoma,
Vogeler, Käte Kollwitz, Carriere, Besnard, Rops und
Whistler. Dagegen ist anderes echt Münchner Provenienz
, so die sieghaft humorvollen Federzeichnungen
Oberländers, die kräftigen Handzeichnungen
Stucks und sein stimmungsvoll radierter
»Forellenweiher<, die prächtige kleine Kinderporträt-
Radierung Leibls, die pikanten, raumkompositionell
besonders glücklichen Stierkampf-Radierungen Willi
Geigers, Peter Halms Gedichte der Radiernadel
und die kräftig-markigen Arbeiten Thomann-Zü-
richs. — Von der ernsten Kunst zur heiteren ist nur
ein Schritt, zumal wenn die heitere die ernste parodiert
. Das ist der Fall in der köstlichen »9. paro-
distischen Kunstausstellung«, die im Vergnügungspark
der Ausstellung ihr Heim aufgeschlagen hat.
Eine Anzahl junger Künstler hat sich hier unter
der Führung von Fritz Petersen zusammengetan.
In ihrer guten Laune waren ihnen nicht einmal die
Klassiker der Kunst heilig, des Velasquez »Ueber-
gabe von Breda«, Tizians »Himmlische und irdische
Liebe« und Rubens mit seinem Selbstbildnis in der
Geißblattlaube mußten daran glauben. Am komischsten
ist wohl die Verulkung des restaurierten und
rekonstruierten Baumgartneraltars. Der schwarze

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