Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 479
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VON AUSSTELLUNGEN — PERSONAL-NACHRICHTEN <^-^

Hintergrund, mit dem die Restauratorenhand die
Stifterbildnisse begabte, war noch nicht der rechte:
man nahm ihn ab — und da kam eine gespachtelte,
farbenfrohe Dachauer Landschaft zutage. In diesem
lustigen Ton geht es weiter, gemacht ist alles
vorzüglich und mit bester künstlerischer Qualität.
Oft wird die Satire zu herzerquickendem Humor,
namentlich bei Geigenbergers Arbeiten. Ueb-
rigens beschränkt sich die lustige Ausstellung nicht
auf Malerei allein, sondern es gibt auch Plastik,
Graphik und Kunstgewerbe. g.j.w.

MÜNCHEN. Münchener Jahresausstellung 1908,
verbunden mit einer Jubiläums-Ausstellung der
Allgemeinen deutschen Kunstgenossenschaft im Kgl.
Glaspalast. Die Eröffnung der Ausstellung hat am
l.Juni stattgefunden; wir kommen auf die Ausstellung
in einem illustrierten Aufsatze zurück.

JV/I ÜNCHEN. In der K. Graphischen Sammlung ist
seit 14.Juni eine Auswahl der Neuerwerbungen
zu sehen. Die virtuose moderne Holzschnittechnik
wurde in ihren namhaftesten Vertretern: Georg Hen-
singer, Ludw. Hofelich, Heinrich Schlumprecht, Konrad
Strobel und Paul Theuerkorn dargestellt. Von
neueren deutschen Meistern sind mit charakteristischen
Proben vertreten: Peter Behrens, Fritz Boehle,
Eugen Hoeß, Max Liebermann, Bernhard Pankok,
E. L. Euler und Heinrich Wolff. Eingehendes Studium
verdienen die geistvollen Blätter des vor Jahresfrist
nach Darmstadt übergesiedelten Malerradierers
Fritz Hegenbart. Von ausländischen Meistern seien
genannt die Engländer Fred Burridge, Oliver Hall
und Charles Holroyd. — Prächtige Blätter alter
Meister schließen sich an.

CTUTTGART. Amandus Faure und seine ganz
^ aparte Kunst, die so weltfern von allem Akademischen
ist, haben an dieser Stelle schon mehrmals
Erwähnung gefunden. In der Tat ist das Kriterium
dieser originellen Malerei mit ihrem erstaunlich
reichen Farbenspiel und Lichtglanz das, daß
man sie nicht lernen kann, auf keiner Akademie der
Welt. Man hat Faure nach Italien geschickt, in die
Villa Romana zu Florenz, allein Faure, der begeisterte
Schilderer der Bohemiens, hat in Italien schnell
das ihm zusagende Milieu gefunden. Er führt uns
in die kleinen Volkstheater von Neapel mit ihrer
schreienden, johlenden Menge, in die Varietes mit
ihren grotesken Pantomimen und schließlich gar in
die »Straße der schönen Frauen zu Neapel«, zu dem
schauerlich grinsenden Laster! In diesen Arbeiten
vibriert etwas von dem Geiste Goyas und Daumiers,
wenn freilich Faure sich in seinem formalen Fundament
mit jenen beiden Großen nicht messen kann.
Er will in den meisten seiner figürlichen Gestaltungen
wohl kaum viel mehr als eine drastische
Gebärde, eine groteske Bewegung festhalten und in
ihr gleichsam den Ausdruck der ganzen Gestalt selbst
bis zur Uebertreibung konzentrieren. Und da dies
alles aus der Fülle eines echten Malertemperamentes
geschaffen, in glanzvoll feuriger Sprache auf die
Leinwand hingeschrieben ist, so sieht man bei diesen
kleinen, fabelhaft grotesken Szenen gerne über manche
formale Schwäche hinweg. Bei Arbeiten in größerem
Format indessen möchte man seinen Gestalten
etwas mehr Form, Organismus wünschen. Im übrigen
ist auch unter den größeren Bildern ein sehr
gelungenes Werk, jene von einer Münchner Sezessionsausstellung
her bekannte Szene aus dem Nachtasyl
« von Gorki mit Hofschauspieler Franke als
Baron. — Der 70. Geburtstag des verdienstvollen
Präsidenten vom >Württembergischen Verein für

Handelsgeographie«, Grafen von Linden, hat in dieser
Ausstellung doppelte Ehrung gefunden und zwar
sowohl durch eine künstlerisch hervorragende Medaille
von L. Habich als durch ein gemaltes Bildnis
von B. Pankok. Im Gegensatz zu der früheren
geschlossenen Tonstimmung seiner Selbstporträts
scheint Pankok heute ein Arbeiten mit harten, oft
grellen Kontrasten zu lieben. Ganz famos ist ein
exotisches Stilleben auf diesem Bildnis gemalt. Als
weitere Arbeiten von malerischer Qualität mögen
die sonnigen Studien von Alfred Schmidt, sowie
die Landschaften von E. Starker hervorgehoben sein.

h. t.

YW'IEN. Die Wiener Secession hat für das Ge-
schäftsjahr 1908 09 folgenden Vorstand gewählt:
Präsident: Maler Anton Nowak; Vizepräsident: Maler
Friedrich König; Kassier: Maler Ferdinand Kruis;
Schriftführer: Architekt Robert Oerley; Ausschußmitglieder
: Maler Otto Friedrich, Bildhauer Anton
Hanak und Maler Ludwig Wieden; Sekretär: Rudolf
Lechner.

PERSONAL- UND

ATELIER-NACHRICHTEN

DERLIN. Die Kgl. Akademie der Künste hat den
Bildhauer Konstantin Starck in Wilmersdorf
, den Architekten Geh. Baurat Otto March-
Charlottenburg und den Maler John S. Sargent
in London zu ordentlichen Mitgliedern gewählt. —
Dem Präsidenten der Großen Kunstausstellung, Maler
Otto H. Engel, wurde der Professortitel verliehen.
— Aus dem für das Jahr 1908 auf dem Gebiet der
Malerei und Bildhauerei ausgeschriebenen Wettbewerb
um den Großen Staatspreis von je 3300 M.
zu einer einjährigen Studienreise sind als Sieger
hervorgegangen: der Maler Albert Gartmann-
Charlottenburg und der Bildhauer Georg Hengstenberg
-Friedenau.

■DERLIN. Der Maler Jakob Alberts ist zum
Professor ernannt worden.

DRÜSSEL. Hier starb am 6. Juni der weit über
Belgien hinaus bekannte Bildhauer Jef Lam-
beaux im Alter von 56 Jahren; eine Würdigung des
Künstlers und Reproduktionen seiner hervorragendsten
Werke finden unsere Leser in unserem im November
1906 erschienenen Aufsatz über >Belgische
Bildhauer der Gegenwart«.

r\ÜSSELDORF. Der siebzigste Geburtstag Eduard
von Gebhardts, der 13. Juni dieses Jahres, gab
Gelegenheit zu einer imposanten Ehrung des in seinem
Empfinden und Wollen immernoch jugendlich rüstigen
Künstlers. Ein aus allen Schichten der Bürgerschaft
sich zusammensetzendes Auditorium, in welchem die
Spitzen der Behörden nicht fehlten, füllte den riesigen
Saal der Tonhalle bis auf den letzten Platz. In ein
ernst gehaltenes Konzert fügten sich ein Prolog und
eine lebendige Festrede, in der Professor Kraeger
von der Kunstakademie den Jubilar feierte. Alsdann
zogen vor den Augen der 2000 Anwesenden, in deren
Mitte der greise Meister den Ehrenplatz innehatte,
des letzteren Hauptwerke in Lichtbildern vorüber,
zu denen Pastor Burckhardt einen verbindenden Text
sprach. Die schön gelungene und würdige Feier
wurde wenige Tage darauf an gleicher Stätte für die
höheren Schulen Düsseldorfs wiederholt. Das Kultusministerium
hat mit seinem Glückwunsch an den
Meister den Auftrag zur Bemalung der beiden letz-

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