Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 492
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DAS FIGURENBILD <^=^

LOVIS CORINTH

DIE SCHWARZE MASKE (1908)

den vorhergehenden allgemein menschlicher
Art dadurch, daß sie anstatt vielfachen geistigen
Ausdrucks direkt handelnde und positive Situationen
pflegen. Es sind Schilderungen des
Lebens, Tagesereignisse, die auf anderen malerischen
Bedingungen beruhen. Schaltete man
in den vorigen Sujets nach Belieben mit dem
psychologischen Ausdruck, mit der Leuchtkraft
des Nackten, mit beliebiger Beleuchtung,
so ist jetzt die Wirklichkeit zum Ereignis geworden
und die Darstellung dieser auch mehr
unterworfen.

Deshalb ist es das Beste, derartige Bilder
an Ort und Stelle zu malen — wie ich in dem
Kompositionskapitel geraten habe. Gibt es aber
darin Schwierigkeiten, so sollen doch so viel
wie möglich Studien nach der Wirklichkeit gemachtwerden
: Zeichnungen undFarbenskizzen,
so daß das fertige Bild dennoch den Eindruck
macht, als wenn es direkt gemalt wäre.

Menzel ist für diese Art ein vollgültiges
Beispiel. Auch Liebermann, dessen Bilder —
wenn sie auch im Atelier entstanden sind —
dennoch den Eindruck des Arbeitens nach der
Natur hervorrufen.

Landschaftsbilder, auch Tierbilder schließen

sich diesen Prinzipien vollständig an. Denn
wenn das Motiv im Freien spielt und neben
den Menschen Tiere darin ihr Wesen treiben,
so sind Landschafts- und Tierschilderung vollständig
darin gleichwertig zu bearbeiten.

Ueberhaupt ist es gleichgültig, ob das Geschöpf
eine verschiedene Gestaltung aufweist;
derjenige, welcher das Wesen des Aktes studiert
hat, wird ihn auch in anderer Form —
zwar verändert — wiederfinden; ebenso auch
in den Tonwerten und Formen der Landschaft.

Der wahre Maler fühlt in jedem Landschaftsmotiv
das Poetische heraus. Nicht was
man malt, sondern wie man etwas malt, macht
das Künstlerische in dem Bilde aus.

Nicht die Natur korrigieren wollen, indem
man einzelneStücke wegläßt und wieder andere
hinzufügt, ist die Notwendigkeit, sondern die
strenge Formenzeichnung und den Stimmungston
, wie er in der Natur ist, zu pflegen.

Die Landschaft als solche — ohne Figuren —
ist am meisten Empfindungsmalerei und kommt
der Musik am nächsten; alles webt in Tönen,
und jeder Stimmungswechsel verändert auch
das Aussehen des Motivausschnittes.

In einem früheren Kapitel ist bereits ge-

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