Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 493
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_17_1908/0589
-^^> DAS FIGURENBILD <^-^

sagt, daß der Naturausschnitt nicht die Sehfläche
des Feststehenden überschreiten soll;
perspektivisch soll derVorder-, Mittelgrund und
die Ferne richtig auseinandergehalten werden.

Ehemals, als man nur Studien vor der Natur
machte, um später im Atelier ein Bild zu komponieren
, wurde für das Bild eine fernere
Distanz verwendet.

Heute, wo das Prinzip des Bildermalens vor
der Natur sich durchgerungen hat, ist die kurze
Distanz gebräuchlich, wie eben das Auge auf
den Gegensatz des Nahen und Fernen eingestellt
ist.

Es ist ein Nonsens, diese Auffassung als
realistische Richtung hinzustellen. Trotz aller
Pietät vor der Natur ist es doch schließlich
nicht die Wirklichkeit selbst, die sich in dem
Bilde widerspiegelt, sondern der Mensch, welcher
das Bild gemacht hat. Je nach dem Genie
des jeweiligen Malers werden auch die Qualitäten
der Arbeit zu beurteilen sein.

Wenn wir von der Landschaft zu Tierschilderungen
übergehen, so scheinen mir derartige
Arbeiten von Millet, Segantini, Liebermann
mehr Leben und Kunst zu atmen, als
die von sozusagen vereidigten Spezialisten,
die eigentlich mehr ein Schema oder Hieroglyphen
aus diesen Geschöpfen gemacht haben.

Unsere Zeit hat noch nicht so geniale Individuen
hervorgebracht, wie die Zeit Leonardos
und Dürers, aber sie ist wenigstens
schon so weit gediehen, die Notwendigkeit
einzuräumen, daß der wahre Maler derjenige
ist, der die ganze Natur kennt.

Delacroix schrieb bereits von Dürer, „bei
ihm sind die menschlichen Figuren nicht vollendeter
, als die Tiere aller Arten, die Bäume etc.".

In einem Briefe schreibt Leibi:

„Der Graf hat einen Reitgaul von edelster
Rasse, und diesen habe ich auf seinen Wunsch
gemalt. Anfangs bezweifelte er, daß ich solches
könne. Ihr wißt aber, daß ich gewohnt
bin, nach der Natur zu malen und daß es
mir gleich ist, ob ich Landschaft, Menschen

LOVIS COR1NTH

TÄNZER (1907)

493


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