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-ss-^> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <^=^
lovis corinth « «bildnis des schriftstellers
j. ruederer (1905)
einer Landschaft zum Rückgrat ihrer Wirkung zu erheben
. Landschaften sind ferner ausgestellt von
Carl Bössenroth, C. A. Brendel, Fritz Dou-
zette u. a., sowie Porträts von Franz Triebsch
und Elis. Nelson-Dirichlet, deren feiner malerischer
Sinn sich auch in einigen prächtigen Stilleben
bekundet. Schließlich möchte ich nicht die liebenswürdigen
landschaftlichen Genrebilder und Märchenillustrationen
von Paul Hey übergehen.
Bei Cassirer befindet man sich, wie gewöhnlich,
in französischer Gesellschaft. Aber in guter. Landschaften
sind's von Pissarro, CouRBETundMoNET;
von letzterem eine Ansicht der Waterloobrücke, deren
weich phantastische Umrisse man durch das blaue
dampfende Gewoge des Londoner Nebels nur ahnen
kann. Die lebensgroßen 1853 gemalten »Ringer«
Courbets sind eine Enttäuschung trotz aller Einzelqualitäten
. Viele Partien der verschlungenen Körper
sind bei schwerer Modellierung gänzlich uninteressant
, die Zusammenfügung der Beine lahm und
die Raumwirkung direkt unangenehm. Renoir ist
besser vertreten mit einem Damenporträt in Rot.
Van Gogh darf nie mehr fehlen, seine Kunst wird
repräsentiert durch zwei Landschaften (sehr eindrucksvoll
ein Weg mit gespenstisch drohenden alten Weiden)
und ein Knabenbildnis auf grünem Grund. Weiter begrüßen
wir H. Hübner, von Brockhusen, Leisti-
kow, Slevogt, Liebermann (»Schweinemarkt«) und
Corinth, von dem ein glänzendes Freilichtbildnis
ausgestellt ist, das alle seine Vorzüge aufweist; ferner
einige sehr feine Stilleben von George Mosson,
sowie ein höchst delikates Damenporträt von Max
Beckmann, ganz in Grau, mit wenig Weiß und
Schwarz.
Gurlitt führt uns in wenigen guten Beispielen den
Entwicklungsgang Trübners vor, einige Werke von
Hans Thoma, darunter die bekannten »Kinder am
Wasserfall«, den schwer genießbaren »Homer« von
Klinger, und eine Grablegung und einige frühe
Studien von Feuerbach. Das herrlichste aber von
sämtlichen, zurzeit in Berlin ausgestellten Gemälden
ist die »Melancholia« von Böcklin, eines der
wundervollsten Bilder aus der Spätzeit des Meisters.
Ich will hier keine Analyse des Werkes bringen; unvergeßlich
bleibt die schwere, gramvolle Neigung des
Kopfes, sowie der Kontrast der kalten blauen Töne
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