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NEUE KUNSTLITERATUR
Erich Klossowski, Honore Daumier. Mit
133 Abbildungen und vier Lichtdrucktafeln. 30 M.
Verlag R. Piper & Co., München und Leipzig.
Uns Deutschen — und nicht viel anders verhält
es sich mit den Engländern und Franzosen — ist
Daumier fast nur bekannt als genialer Karikaturist
und Lithograph. Das tritt auch in den bisher veröffentlichten
Werken über Daumier deutlich hervor.
Arsene Alexandre wie Champfleury lassen uns fast
sowski entwirft dann kurz eine höchst interessante
Skizze der Geschmackswandlungen, unter denen
Daumiers Werk zu leiden hatte, von denen es dann
zu immer höherer Anerkennung getragen wurde.
Daumier, der Maler, erscheint uns eine solche Charakteristik
weniger mit gleichem als mit noch mehr
Recht verdient zu haben als Daumier, der Karikaturist
. Es ist etwas Gewaltiges in seinen Bildschöpfungen
, die, ohne alle Uebertreibung, an michelange-
leske Art denken macht. Als malerischer Vereinfacher
, als Verfolger des wahrhaft künstlerischen Pro-
LOVIS CORINTH
BILDNIS DES MALERS
GEORG MOSSON (1908)
ganz ausschließlich Daumier als Karikaturisten, als
Mitarbeiter des Charivari kennen lernen. Es war
deshalb ein glücklicher Gedanke Klossowskis, Daumier
als Maler, als Schöpfer nichtillustrativer Gemälde
und Zeichnungen zu schildern, zu charakterisieren
. Klossowski sagt in seiner Einleitung: »Dieses
Buch hat sich die Aufgabe gesetzt, jener ganz großen
Vorstellung zu dienen, die unserer Generation der
Name Daumier erweckt. Es möchte eine Verehrung
fundamentieren helfen, die diesen Meister oft mehr
aus vagem Gefühl als auf Grund intimerer Kenntnis,
mit einem Enthusiasmus feiert, der die größten
Vergleiche anzurufen nicht zurückschreckt.« Klos-
blems, aus der Fülle des Sichtbarerem anderes, eine
greifbare Welt zu schaffen, könnte er gerade unserer
Jugend viel mehr zielgebender Unterweiser sein,
als so manche vielgerühmte Impressionisten voller
Manier und Virtuosität. — In vielen dieser Schöpfungen
Daumiers ist Monumentalität, die nur Allergrößte
schaffen konnten und schaffen können. —
Freilich, in anderen Gemälden ist doch noch zu viel
Karikatur, zu viel Illustration, als daß man Daumiers
lebenfüllenden Beruf vergessen könnte. Aber mag
Klossowski auch in dieser Hinsicht in der Bewertung
Daumiers zu weit gehen — so ist sein Werk dank
der reichen Illustration, die die Verlagshandlung dem
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