Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 17. Band.1908
Seite: 502
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-^=4^> NEUE KUNSTLITERATUR VERMISCHTES <ös^

preisungen Rodins ist besonders in deutschen Lettern
jüngst genug zu lesen gewesen. Es berührt
nun außerordentlich wohltuend, auch einmal bei
uns ein Werk über Rodin zu finden, das durch
Sachlichkeit und Ruhe, durch Klarheit und Erklärung
uns diesen großen Plastiker und Graphiker
wirklich nahebringt. Es ist das Mauclairs Buch
über Rodin in der deutschen Uebersetzung von
Regine Adler. Das Buch muß seines Charakters
wegen entschieden über andere Rodin-Biographien
gestellt werden. Die Entwicklung, die Wurzeln Ro-
dinscher Art, deren Einfluß auf andere, die Entstehung
der einzelnen Schöpfungen — all das wird
uns von Mauclair kurz und gut gegeben. Weil das
Buch alles Superlativische vermeidet, muß es mit positiver
Ueberzeugung gelobt werden. — Allerdings
leider nur der Text. Die Abbildungen sind zwar
recht groß — aber zum guten Teile sind sie so
schlecht, daß ein solcher Meister des Meißels darnach
unmöglich nur einigermaßen beurteilt werden
kann. Eine Neuauflage des Buches sollte in viel
anspruchsloserer Form geboten werden. Das würde
dem gediegenen Inhalt erst entsprechen.

VERMISCHTES

DERLIN. DasVirchow-Denkmalvon Fritz Klimsch
wird nun vielleicht einen Platz in einem der

lovis corinth bildnis des schriftstellers
• • « alfred kerr (1907) « « «

öffentlichen Parks finden; das Denkmal-Komitee hat
beschlossen, die Stadt Berlin um Ankauf der Titanengruppe
, bei der das Virchow-Medaillon wegfallen soll,
zu ersuchen. Gleichzeitig wurde Klimsch gefragt,
ob er bereit sei, einen neuen Denkmalsentwurf anzufertigen
; der Künstler hat dies abgelehnt, da er
nach den bisherigen Erfahrungen nicht mehr an eine
alle Teile zufriedenstellende und dabei doch künstlerische
Lösung glauben könne.

Böcklins Toteninsel. Als der Deutsche Kaiser
in Korfu weilte, wandte sich das allgemeine Interesse
diesem märchenhaften Eiland zu. Unter den mancherlei
Nachrichten, die damals über Korfu auftauchten,
war auch wieder einmal die Behauptung, die kleine,
Korfu südlich vorgelagerte Insel Pondikonisi, das
»Mausinselchen«, sei das Vorbild von Böcklins »Toten-
insel< gewesen. Seit der Münchner Professor Fritz
Hommel im Jahre 1898 diese These aufstellte, ist
sie, trotz des Widerspruches bedeutender Böcklin-
forscher und Böcklinkenner, immer aufs neue nachgesprochen
worden. Besonders scharf hat sich Professorjulius
Vogel-Leipzig gegen die Behauptung gewandt
. Mit Recht. Denn Böcklins Bild ist fürs erste
gar nicht vor der Natur entstanden, sodann war Böck-
lin niemals auf Korfu, ja, er selbst bestritt anfangs
überhaupt aufs entschiedenste, daß mit der »Toteninsel
« irgend eine bestimmte Insel gemeint sei. —
Die »Toteninsel« entstand im April und Mai 1880
zu Florenz. Die Gräfin Oriola aus Büdesheim besuchte
auf einer Italienfahrt den Meister und bestellte
bei ihm »ein Bild zum Träumen«. Böcklin
ging sogleich ans Werk. Als die Gräfin nach einigen
Wochen wieder nach Florenz kam, konnte sie der
Künstler vor das beinahe fertige Gemälde führen.
»Sie erhalten, wie Sie gewünscht, ein Bild zum Träumen
«, sagte er zu ihr, »es muß so stille wirken,
daß man erschrickt, wenn angeklopft wird«. — Wie
gesagt, stellte es Böcklin in Abrede, daß die »Toteninsel
« irgendwo »im Original« zu finden sei. Er
hat aber später scheinbar doch so viel zugestanden,
daß ihm gewisse Felsgebilde der Ponzainseln im
Golfe von G-aeta, die Böcklin gekannt hat, das Motiv
gaben. Doch ist das Bild dann ganz frei, ohne Verwendung
von Studien, entstanden. In diesem Sinne
hatsichauch Max Klinger ausgesprochen. Pondikonisi
aber kann als Vorbild zur »Toteninsel« niemals ernsthaft
in Betracht gezogen werden. g. j. w.

IV/fÜNCHEN. Gelegentlich der Spezialdiskussion
über den Kultusetat kam es in der bayerischen
Abgeordnetenkammer am 19. Juni zu einer großen
Kunstdebatte, an der sich mit teilweise vorzüglichen
Ausführungen die Abgeordneten Hübsch (liberal),
Osel (Zentrum), Adolf Müller (Soz.) und der Kultusminister
von Wehner beteiligten. Soweit es sich um
moderne bildende Kunst handelte, war wohl die wichtigste
Frage, die angeschnitten wurde, jene nach der
Zukunft der Neuen Pinakothek. Abg. Hübsch sprach
sich zunächst gegen die erfolgte Ausscheidung einer
Anzahl von Gemälden und deren Ueberweisung nach
Würzburg aus, rügte Mängel in der Neuhängung der
Bilder, beantragte die Ueberführung der Mareesschen
Gemälde von Schleißheim, wo sie keine geeignete
Pflege hätten, nach München und kam dann auch
auf einen Neubau oder Anbau der Pinakothek zu
sprechen. Er führte u. a. aus: »Es gibt zwei Möglichkeiten
, auf verhältnismäßig billige Weise diesem Mangel
abzuhelfen: Das billigste wäre, daß man an die
westliche Schmalseite der Neuen Pinakothek einen
Querbau stellt, der nach dem Terrain gerade so groß
sein soll wie der schon bestehende Bau. Man könnte
dabei auch noch mit geringen Mitteln dem Ganzen
eine moderne, einschneidende Fassade geben. Die

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